Review ASP – Verfallen – Folge 2: Fassaden

Was, schon wieder eine neue Platte von ASP? Ganz richtig, auf das im Oktober 2015 veröffentlichte „Verfallen – Folge 1: Astoria“ folgt bereits jetzt mit „Verfallen – Folge 2: Fassaden“ der zweite Streich der deutschen Meister des „Gothic Novel Rocks“. Fans können jedoch beruhigt aufatmen, die kurze Entstehungszeit geht nämlich nicht im geringsten zulasten der musikalischen Qualität, sodass man sich einfach so ohne Haken an einem weiteren Opus aus dem Hause ASP erfreuen darf. Erneut begeistern die Gothic-Novel-Rocker mit der gekonnten Gleichgewichtung von musikalischer Weiterentwicklung und Kontinuität.

Der Opener beginnt gleich dem des Vorgängeralbums mit sanften Akustikgitarren und entpuppt sich kurz darauf als geigendominierte Variation des energetischen Abschlusstracks „Fortsetzung folgt“, sodass der Liederzyklus mit dem zweiten Album fließend – wie im Songtitel versprochen – fortgesetzt wird. Schon jetzt scheint jedoch die (passend zum Verlauf der Story) wesentlich dunklere Atmosphäre des Sequels durch und spätestens beim vom eigentlichen Intro „Bitte nicht stören!“ mit tragischen Geigen und Piano eingeleiteten „Unwesentreiben“ wird klar, dass diese Reise kein gutes Ende nehmen wird. Eine sehr präsente Bass-Fraktion, bedrohliche Streicher und ein geradezu symphonischer Refrain lassen den Track zu einem Albumhighlight werden, dazu werden in den Texten weitere Details über die morbide Geschichte des geisterhaften Hotels Astoria enthüllt.
Gesanglich gibt Asp mal wieder sein Bestes: Melancholie, blinde Hingabe („Höhepunkt“), Reue („Abfall“) oder das pure Böse („Hinter den Flammen“), es gibt wohl nichts, was der exzentrische Frontmann nicht mit seiner Stimme wiedergeben kann. Im bereits erwähnten „Hinter den Flammen“ wird zu Beginn sogar richtig fies geflüstert bzw. gescreamt, im Refrain hingegen episch chorartig gesungen, wie es bei einigen anderen Tracks ebenso der Fall ist. Auch gitarrentechnisch ziehen ASP erneut alle Register, je nach Bedarf werden stimmungsvolle Gothic-Rock-Clean-Gitarren mit harten und melodischen Metal-Riffs abgewechselt. Ein ausgedehntes Solo findet sich in „Ich lösche dein Licht (Reprise)“, das jedoch vielmehr durch seinen stimmungsvollen Einsatz des Pianos und den richtig epischen Refrain brilliert und in dem außerdem unglaublich gut Spannung aufgebaut wird.
Dennoch drängt sich bei ebenjenem Track die Frage auf, warum er nicht einfach mit dem dazugehörigen, nicht ganz so packenden Vorgängersong zu einem Longtrack verbunden wurde. Solche findet man hier ohnedies nicht allzu häufig. Abgesehen davon fallen die ins Album eingebauten textlichen und musikalischen Selbstzitate und Querverweise jedoch sehr positiv auf, noch nie zeigten sich ASP in einem Liederzyklus so kohärent wie in diesem. Natürlich kommen neben den Gitarren auch Keyboards und Synthesizer („Umrissmann“) nicht zu kurz, in „Das Kollektiv“ findet sich sogar ein Dudelsack. Für Abwechslung wurde also mehr als ausreichend gesorgt, wovon auch die Eingängigkeit profitiert.

ASP ist somit wieder ein Meisterwerk mit erstklassigen Songwriting und Storytelling gelungen, das vor allem im Zusammenhang mit dem Vorgänger beeindruckt. Trotz des kurzen zeitlichen Zwischenraumes steht „Fassaden“ dem Vorgänger „Astoria“ in nichts nach, ist aber weit mehr als ein fader Aufguss. Bei so viel Kreativität vergeht selbst die nicht unbeträchtliche Spielzeit von 80 Minuten wie im Fluge, ein solches Kunststück bekommen beileibe nicht viele Bands so tadellos hin. Kurz gesagt: Hört es euch an und werdet selbst zum Souvenir des Hotels!

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Wertung: 8 / 10

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