Die schwedische Großstadt Göteborg hat über die Jahrzehnte viele große Rock- und Metal-Bands hervorgebracht – Hardcore Superstar und Hammerfall sind nur zwei Beispiele. Damit ist die Stadt ein wichtiger Teil des Fundaments, auf dem die skandinavische Musikszene erbaut ist und auch heute entstehen dort immer wieder viel versprechende Formationen. Eine davon bilden ASKVÄDER, die seit 2017 aktiv und damit noch ein nahezu unbeschriebenes Blatt sind. Das soll sich nun ändern, denn dieser Tage veröffentlicht das Trio aus Südschweden sein schlicht auf den Bandnamen getauftes Debüt-Album.
Mit „Thundestorm“ findet die Platte einen abrupten, treibenden Einstieg, wobei sich ASKVÄDER dank knackiger Riffs und mitreißenden Rhythmen sofort als echtes Power-Trio präsentieren. Allerdings sind die Burschen aus Göteborg keine Headbanger, sondern eine Rock-n-Roll-Band. Deshalb geben in ihren Songs auch nicht High-Gain-Gitarren und Doublebass, sondern angezerrte Akkorde und auch gerne mal die Maracas die Richtung vor. Im Opener rücken die Drei so augenblicklich in stilistische Nähe zu ihren Landsleuten The Hellacopters oder deren Nachfolgeband Imperial State Electric, allerdings soll es nicht ausschließlich dabei bleiben.
Wenngleich es sich bei diesem Album um das Erstlingswerk aus dem Hause ASKVÄDER handelt, punkten die Schweden hier bereits mit überraschend routiniertem, zielsicheren und obendrein ziemlich vielseitigem Songwriting. Das ist für ein Debüt-Album beachtlich und keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Zusammen mit dem warmen, organischen Sound, den sich die Herren vom schwedischen Rock-n-Roll-Tausendassa Robert Pehrsson haben schneidern lassen, klingen ASKVÄDER so schon ziemlich authentisch nach ca. 1970.
Dabei mögen die Schweden weit weniger ruppig auftreten als manche ihrer metallenen Landsleute, was jedoch nicht heißen soll, dass es ASKVÄDER an Energie mangeln würde. Im Gegenteil: Trotz ihres eher zurückhaltenden, transparenten Sounds gelingt es den Schweden mit treibenden Nummern wie „God’s Grace“ und „Nothing To Lose“, gehörigen Druck aufzubauen. Ähnlich verhält es sich mit Songs wie „Bit My Lip“ oder „Devil’s Feast“, die zwar tempomäßig etwas auf die Bremse treten, dafür jedoch mit infektiösem Groove überzeugen.
Wie erwähnt punkten ASKVÄDER auf ihrem Debüt mit Vielfalt und so gibt es hier neben energiegeladenen Rock-n-Roll-Krachern auch Ruhigeres zu hören. In leichtfüßigen, perlenden Songs wie „Cutting Corners“ oder „Defeat“ gibt sich das Trio zurückhaltend, ja fast schon sanft. Seinen Höhepunkt erreicht ihr Erstlingswerk jedoch mit „Give In“. In diesem Song trauen sich ASKVÄDER waschechten Blues im Fahrwasser stilbildender Jimi-Hendrix- oder Stevie-Ray-Vaughan-Nummern zu – und haben damit Erfolg. Das ist nicht nur cool, sondern auch verdammt mutig und hebt die Schweden am deutlichsten von ihren Artgenossen ab – kein Wunder, dass ihr Studio-Kumpel Robert Pehrsson genau zu diesem Titel ein Gastsolo beisteuerte.
Inzwischen ist es hinlänglich bekannt, dass retro wieder voll „in“ ist und auch mit dem Classic-Rock-Sound der 70er lassen sich die Menschen begeistern – das machen die Genre-Veteranen The Electric Boys seit einem Jahrzehnt vor und in jüngeren Jahren haben auch Greta Van Fleet diese Nische besetzt. ASKVÄDER schlagen nun in eine ganz ähnliche Kerbe. Dabei sind sie (zum Glück) stilistisch nicht annähernd so limitiert wie Greta Van Fleet, aber auch (noch) nicht annähernd so zwingend wie die Sparten-Platzhirsche The Electric Boys. Mit ihrem Debüt liefert die Truppe aus Göteborg ein grundsolides Album ab, das alle Spielarten des Rock-Sounds der 70er abdeckt. Damit macht die Band vielleicht nicht alles, aber doch eine ganze Menge richtig und darf sich hoffentlich über entsprechenden Zuspruch freuen. Einziger Makel: ASKVÄDER geben sich derart viel Mühe, wie „eine Band aus den 70ern“ zu klingen, dass nicht sehr viel eigene Duftnote dabei hängen bleibt. Das kann aber mit der Zeit noch werden …
Wertung: 7 / 10