Bereits 1997 zum ersten Mal veröffentlicht, erscheint dieser Tage das Drittwerk der Amerikaner ASKA erneut, unter bekannt liebevoller Regie von Pure Steel Records. Die ganze Angelegenheit firmiert unter der Kategorie US-Metal, was aber nur bedingt stimmt – denn den höheren Aggressionsgehalt, den der klassische Metal aus Übersee für gewöhnlich in Anspruch nimmt, fehlt auf „Nine Tongues“ nahezu völlig. Dafür setzt das Quartett verstärkt auf Elemente aus dem 80er-Jahre Hard Rock. Also eher Lippenstift als Nieten?
Nun, man versucht sich eher an einer Symbiose. Aber schon die ersten beiden Stücke zeigen, dass die beiden Bereiche – Metal hier, Hard Rock da – eher nebeneinanderher gehen als sich wirklich verweben. Wo der Opener „The Stalker“ auf sattes Riffing und ein höheres Tempo setzt, nimmt der Folgesong „Leprosy“ Tempo und Härte raus und klingt mehr wie eine AC/DC-Hommage mit etwas angestaubten Gitarren und einem eher eintönigen Refrain.
Überhaupt setzen ASKA keine allzu aufregenden Akzente bezüglich der Gitarrenarbeit; das Riffing ist denkbar einfach und durchschaubar. Aber hin und wieder versprüht dieses Minimalistische einen gewissen Charme und wirkt dann eher wie eine Besinnung auf das Notwendige – und nicht wie kompositorische Einfallslosigkeit. Es sind genau diese Momente, in denen die Platte Spaß macht, in denen die Songs nach vorne schieben und in denen die Band ihre unbestreitbar besten Minuten vorzuweisen hat. „Blood Of The Wolf“ ist so ein Song, der stärker in die klassische US-Metal-Kerbe schlägt, aber auch das sehr melodische, mit ruhigeren Zügen versehene „Killashandra “ weiß zu gefallen – gerade die letzten zwei Minuten dieses Stücks entwickeln eine tolle Atmosphäre. Wirkliche Ausreißer gibt es allerdings nicht, weder nach oben noch nach unten (wobei „Little Sister“ eine schier unaushaltbare Rock-Attitüde an den Tag legt); ein gewisses Niveau wird zu keiner Zeit unterschritten, aber eben auch nicht überschritten und so verdickt sich die CD bei mehrmaligem Hören zu einem etwas konturlosen Ganzen. Anders formuliert: Die CD stirbt den Kältetod. Langsam, aber stetig.
Potential ist zur Genüge vorhanden, die Produktion geht ebenfalls in Ordnung (auch wenn ihr etwas mehr Klarheit gut getan hätte) und man hat mit George Call einen durchaus starken Sänger in seinen Reihen, der in den höheren Lagen allerdings etwas an Druck verliert. Unterm Strich ist „Nine Tongues“ vor allem etwas für Genre-Liebhaber geworden, für Freunde der musikalischen Schnittstelle zwischen US-Metal und Hard Rock. Zwingend besitzen muss man diese CD sicherlich nicht – aber es gibt eben auch ungezählte Veröffentlichungen, die unter dem hier vorgelegten Niveau bleiben. Reinhören kann nicht schaden. Ach, und bitte keine sinnlose Hidden-Tracks mehr. Lachende und blödelnde Musiker sind weitaus weniger komisch als vielleicht angenommen…
Wertung: 6.5 / 10