1981 wurde die Progressive Rock-Fangemeinde Augenzeuge der Gründung einer der ersten „Supergroups“ überhaupt. Vier der einflussreichsten Musiker der frühen Progrockbewegung, nämlich Steve Howe (Yes), John Wetton (ex-King Crimson), Carl Palmer (ex-Emerson, Lake & Palmer) und Geoff Downes (ex-Buggles, ex-Yes) schlossen sich zu ASIA zusammen und brachten ein Jahr später ihr gleichnamiges Debütalbum auf den Markt. Im Gegensatz zu ihren Stammbands verschrieben sich die vier allerdings nicht dem komplexen Progressive Rock, sondern spielten eine äußerst symphonische Variante des amerikanischen Melodic Rocks mit Ohrwurmpotential. Diese Institution brachte dann auch mit Songs wie „Heat Of The Moment“ oder „Only Time Will Tell“ noch heute bekannte Rockklassiker hervor. 1986 und zwei Alben später löste sich diese Gemeinschaft jedoch vorerst wieder auf, bis sie vom selbsternannten Kopf & Keyboarder Geoff Downes Ende der 80er wiederbelebt wurde. Mit John Payne holte er sich einen neuen Frontman, Sänger & Bassisten. Leider wurden die dann folgenden Alben mit wechselnder Besetzung an den übrigen Instrumenten eingespielt, oftmals war das nur durch viele Gastmusiker möglich.
Doch mit ihrem aktuellen Output „Silent Nation“ sind Asia endlich wieder zur Band zusammengewachsen: Das Tour-Lineup findet sich so auch geschlossen auf der neuen CD wieder, d.h. die Gitarren übernimmt Guthrie Govan und an den Drums sitzt der von AC/DC bekannte Chris Slade. Das Album bietet dem geneigten Hörer und Fan 10 neue Stücke zwischen 4-7 Minuten mit einer Gesamtspielzeit von 58 Minuten.
Los geht’s mit „What About Love“, einem klassischen Rocksong, der allerdings im durchaus guten Refrain dann doch sehr in Richtung Pop schielt. Das nachfolgende „Long Way From Home“ ist dann bereits mein Favorit der neuen Platte. In typischer Asia-Manier verbindet die Band hier absolut schöne, wenn auch nicht ganz schmalzfreie Melodien mit dieser typisch leichtfüßigen Tightness, die ich nur von Asia kenne. Dieser Song erinnert von der Stimmung her sehr an das Vorgängeralbum „Aura“. Das ist einfach schöne Musik. „Midnight“ ist dann ein getragenes Midtempo-Stück, das außer ein paar prog-lastigen Breaks im Mittelteil musikalisch eher langweilig ist. „Blue Moon Monday“ ist ein weiterer sehr guter, vielschichtiger Titel; am Anfang atmosphärisch und verträumt und dann bombastisch und erhaben im Chorus. Wunderschöne Instrumentalpassage mit weichen Akustikgitarren und sanften Synthieteppichen im Mittelteil. Das Titelstück markiert die Halbzeit und lebt vor allem durch sein stimmungsvolles Intro, ehe es mich eher enttäuscht zurücklässt. Wie kann man einer solche Einleitung nur einen so öden Song folgen lassen. Und ab da geht es mehr oder weniger abwärts. Der zweite Part des Albums weiß mich nicht so recht zu überzeugen. Soetwas wie „Ghost In The Mirror“ gibt es sowohl von Asia als auch von etlichen anderen Bands schon zuhauf. Hin und wieder blitzen auch hier tolle Hooklines auf, aber die sind dann nicht in ein musikalisch überzeugendes Gesamtkonzept eingebunden. An der Ballade „Gone To Far“ gefällt mir persönlich das tolle Gitarrensolo noch am besten. Für die anderen Songs, mit Ausnahme von „Darkness Day“ gilt in etwa das Gleiche…Jener Song bringt aber nochmal etwas Neuerung in den Asia-Kosmos. Eingeleitet wird von gregorianischen Chören, ehe ein eher „New-Age“-artiger Keyboardbeat dazukommt und der Song sich langsam aufbaut. Auch atmosphärisch hat der „Darkness Day“ wieder Einiges zu bieten. Zwischen etlichen Keyboards und Gitarren gibt dann auch noch einen kleinen meditativen Part unserer Gregorianer. Dabei klingt der gesamte Unterbau des Songs aber sehr modern. Ist schwer zu beschreiben…
Gut, was bleibt letztlich über von „Silent Nation“? In den meisten Fällen wähle ich die Art der „Track für Track“-Besprechung von neuen Scheiben nur, wenn ich einiges daran gut finde und vieles wieder sehr übel, und genau so ist es auch hier. Es gibt genau drei Songs, die mich wirklich überzeugen können, und die hab ich ja oben schon aufgeführt. Dazu kommen immer wieder vereinzelte tolle Passagen in den anderen Songs. Und ansonsten leiden Asia wie viele andere schon eingesessene Bands an dem Syndrom, sich immer wieder schlechter zu kopieren.
Im Pressematerial steht: „Sollen uns Kritiker ruhig als oldfashioned abstempeln, wir kopieren niemanden, sondern ruhen ganz gelassen in unserer eigenen musikalischen Welt.“ Gut, da haben sie auch wieder recht. Und das bedeutet natürlich auch für den Asia-Fan, dass er hier wieder genau das zu hören bekommt, was er auch hören möchte.
Mein Hauptproblem mit der neuen Platte ist, dass viele Tracks einfach an mir vorbeirauschen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Und das liegt hauptsächlich daran, dass Asia mir eine zu softe Version des Melodic Rocks spielen. Zum Nebenbeihören ist die CD aber dennoch gut geeignet, auch wenn dies nicht zu oft geschehen sollte. „Silent Nation“ nutzt sich nämlich recht schnell ab.
PS: Es gibt auch eine Special Edition der CD, welche mit einem erweiterten Booklet und einer Bonus-DVD mit einem halbstündigen Making-Of ausgestattet ist.
Wertung: 7 / 10