Irgendwie kommt es mir schwer so vor, als wenn ich mit den Kroaten ASHES YOU LEAVE bereits etwas zu tun gehabt hätte, aber CD-Regal und Promo-Kiste sagen „Nein“. Ein Wunder wäre es hingegen kaum gewesen, schließlich ist der Siebener bereits seit über 20 Jahren im Geschäft. Mit den Jahren hat man sich stilistisch wie besetzungstechnisch gewandelt und ist 2012 bei Gothic-Doom angekommen, der sich durchaus hören lassen kann.
„The Cure For Happiness“ ist das sechste Studioalbum und wartet im Prinzip mit allem auf, was man sich für ein gefälliges Düstermetalalbum wünscht. Wechselspielchen am Mikro bilden dabei das Fundament, erfreulicherweise agieren sowohl Mann als auch Frau variabel und verfallen nicht in eindimensionale Klischees. So kann die neue Sängerin Giada nicht nur ihr Engelsstimmchen zur Geltung bringen, sondern auch und vor allem in tieferen Lagen fährt sie Punkte ein. Ähnlich verhält es sich bei Berislav, dem nännlichen Pendant, der nicht nur einigermaßen probate Growls, sondern auch die eine oder andere klarere Passage in die neun Songs einfließen lässt. Wobei man schon sagen muss, dass dem weiblichen Gesang insgesamt mehr Platz eingeräumt wird, vielleicht erscheint Berislav auch deshalb etwas schwach auf der Brust.
Musikalisch lässt sich die ganze Geschichte recht ähnlich umschreiben, die Songs sind insgesamt im Midtempo angesiedelt, eher arbeitet man etwas langsamer, als auch nur etwas zu schnell zu spielen. Aufgelockert wird die bandübliche Basis aus Gitarre, Bass und Schlagzeug durch die Keyboarderin Ana, die dazu noch die Flöte übernimmt. Dazu kommt die Violine, seit Anbeginn der Band durch Marta bedient, die somit neben Berislav das einzig verbliebene Gründungsmitglied ist. Dies merkt man immerhin, denn gerade dieses Instrument verleiht der Musik nicht nur eigenen Charme, sondern auch einen hohen Wiedererkennungs- und Identifikationswert.
Man kann schon behaupten, dass ASHES YOU LEAVE ihr Handwerk verstehen, das Songwriting ist zwar sicher alles andere als spektakulär, aber immerhin absolut solide, die Songs kommen sehr kompakt daher, auch wenn die eine oder andere (Über)länge zu verzeichnen ist.
Solide ist auch ein gutes Stichwort, um die gesamte Platte zu umschreiben. Bejubeln muss man „The Cure For Happiness“ keineswegs, es wäre aber mindestens genauso falsch, hier einen Totalausfall zu wittern. Es ist ein kompaktes Album, welches man ganz gut nebenbei hören kann, der eine oder andere Song geht zügig ins Ohr, andere Lieder brauchen etwas länger, man findet auch bei späteren Durchgängen noch interessante Details, wird unter dem Strich aber nicht so mitgerissen, wie es bei einem weit überdurchschnittlichen Album der Fall sein sollte. Freunde der Band wissen sicher, was sie an der Musik haben, alle anderen sollten aber vorsichtshalber anchecken, bevor sie die Geldbörse zücken.
Wertung: 6.5 / 10