Scheibe Nummer zwei aus dem amerikanischen Hause ARTIZAN – und Kontakt Nummer eins für den Rezensenten, der sich freuen darf, dieses (zumindest kleine) Kontakt-Manko hiermit aus der Welt geschafft zu haben. Denn mit „Ancestral Energy“ legen die Heavy-Metal-Barden aus Übersee ein blitzsauberes Album vor, das sich in puncto Technik und Komposition mit den Größen der Szene messen kann. Dass ARTIZAN trotz dieser Tatsache wahrscheinlich auch weiterhin im Mittelfeld spielen werden, ist wohl hauptsächlich der schieren Masse dieser Sorte Band geschuldet. Aber der Reihe nach.
Die CD fängt mit „I Am The Storm“ ordentlich rockend an – allerdings lassen schon die ersten Sekunden produktionstechnische Schwächen erkennen. Der Sound hätte nämlich definitiv kräftiger ausfallen können; so haftet den Songs auch in den härtesten Momenten etwas Druckloses an. Dabei ist das Klangbild selbst absolut ausgewogen (was besonders bei den mehrstimmigen Gitarrenläufen auffällt), es ist Raum für allerlei Spielereien und das Schlagzeug klingt schön knackig. Aber manchmal fehlt dem Ganzen eben schlicht der Rumms.
Allerdings beweisen ARTIZAN während des Openers auch, dass sie prägnante Melodienbögen komponieren können und großen Wert auf eine ordentliche Portion Groove legen. Beides kommt dem Song enorm zugute und gerade der eingängige Refrain, in dem die Gesangsspur gekonnt mit Gitarren-Leads unterlegt wird, funktioniert prächtig. Auch die beiden folgenden Stücke „The Raven Queen“ und „The Guardian“ (Ohrwurm!) stützen sich auf diese gelungene Melange aus Mid-Tempo und mehr oder weniger unverbrauchten Melodien, dabei technisch durchaus anspruchsvoll und dargeboten mit großer Souveränität. Gerade die Rhythmusarbeit sowie der klare, geschulte Gesang sind überdurchschnittlich und tragen einen Großteil zur Qualität des Albums bei.
„Deep Ocean Dreams“ versucht sich dann an epischen Strukturen, entspinnt sich über ein kurzes introartiges Vorspiel und einem sehr gelungenen Refrain in einen schon ziemlich proggigen Mittelteil und findet dann gut 90 Sekunden lang keinen Schluss. Das dann folgende „You Can’t Take The Metal“ ist formal fast genauso einfallsreich wie der Titel. Der Song ist purer Durchschnitt und der schlechteste Song der Platte – allerdings auch der kürzeste. Das folgende Titelstück knack dann seinerseits die 10-Minuten-Marke und setzt wie bereits „Deep Ocean Dreams“ auf epische, teils sogar verträumte Momente und lässt sich viel Zeit, um sich zu entwickeln. Es finden sich hier akustische Gitarren, deftiges Riffing und – Matt Barlow! Der ehemalige Sänger von Iced Earth liefert hier einen beeindruckenden Job ab und trägt seinen Teil zu dieser musikalischen Perle bei, die fraglos die Position des besten Songs der CD innehat. Hut ab. So kann stilbewusster Heavy Metal klingen, frisch und unverkrampft.
Ein Ausfall und einige winzige Längen – viel mehr gibt es an „Ancestral Energy“ nicht zu bemängeln. Fans des melodischen Heavy Metals mit ausgefeilter Rhythmik sollten hier reinhören; sie dürften ihre Freude haben.
Wertung: 8 / 10