Während manche weniger begabte Band allerorts beworben wird und auf den Titelblättern einschlägiger Magazine prangt, schleichen sich die Dänen ARTILLERY von hinten an und veröffentlichen mit „My Blood“ heimlich still und leise bereits ihr zweites Studioalbum im neuen Jahrtausend. Grund genug, mal ein Ohr zu riskieren…
Eröffnet wird mit dem spanisch angehauchten „Mi Sangre (The Blood Song)“, das nicht zuletzt wegen der nach wie vor unüberhörbaren Ähnlichkeit von Sänger Søren Nico Adamsen zu Bruce Dickinson stellenweise stark an neuere Iron Maiden erinnert. Zwar ist der Song mit Gänsehaut-Meldodien und verschachteltem Riffing toll aufgebaut, braucht jedoch einige Zeit, bis er so richtig Fahrt aufnimmt und ist daher als Opener vielleicht nicht optimal gewählt.
Das ist jedoch vergessen, sobald ARTILLERY mit dem folgenden „Monster“ zu alten Tugenden zurückfinden und eingängigen Thrash Metal ganz im Stile des vorangegangenen „When Death Comes“ abliefern. Auch das Material des neuen Albums lebt dabei vom unverwechselbaren Riffing der Gebrüder Stützer und der dazugehörigen, gewohnt atemberaubenden Leadgitarren-Arbeit, wobei die zahllosen Melodieläufe der Platte wie immer die Liebe der Truppe zu orientalisch angehauchten Melodien offenbart.
Dabei glänzt die Truppe wie immer durch geradezu überschäumende Spielfreude und präsentiert sich im Laufe des Albums trotz inzwischen fortgeschrittenen Dienstalters frisch und unverbraucht. Mit „Ain’t Giving In“ beweist die Formation zudem einmal mehr, wie man kitschfreie Balladen schreibt und liefert mit „Thrasher“ vermutlich den nächsten Klassiker für kommende Live-Programme ab.
Trotz der vielen guten Worte reicht es jedoch leider nicht für die Höchstwertung, denn vergleicht man „My Blood“ mit seinem Vorgänger, so ist letzterer schlicht das bessere Album. War der Sprung vom 1999 erschienenen „B.A.C.K.“ hin zu „When Death Comes“ enorm, so ist diesmal keinerlei Entwicklung zu verzeichnen. Fans der Band bekommen so in jedem Fall das, was sie erwarten, echte Überraschungen bleiben jedoch aus – einen Großteil der Konkurrenz können ARTILLERY so aber dennoch souverän hinter sich lassen…
Zwar reicht „My Blood“ nicht ganz an seinen grandiosen Vorgänger heran, aber nichtsdestotrotz liefert hier eine der fälschlicherweise am meisten unterbewerteten Bands der Metalgeschichte erneut ein wahrlich hervorragendes Album ab: Intelligente Songs und musikalische Frische beweisen, dass mit ARTILLERY nach wie vor zu rechnen ist.
Wertung: 8 / 10