Review Arsis – We Are The Nightmare

BÄM! Trügerisch ist es, das seichte Akustikintro, denn kaum ist es vorbei, geht es ohne Vorwarnung und Schlag auf Schlag los. Beängstigend klinisch sägen die Riffs durch die Synapsen, eine blecherne Snare klopft unermüdlich gegen die Schädeldecke. Überaus melodisch und trotzdem komplex agiert der Bass im Hintergrund, während die beiden Gitarren scheinbar spielerisch zwischen einschmeichelnden Harmonien und wahnsinnigen Frickeleien auf technisch höchstem Niveau und scheinbarem Chaos umhertänzeln.

Nun aber erstmal zur Ruhe kommen. So ging es sicherlich nicht nur mir, als ARSIS zum ersten mal „We Are The Nightmare“ um die Ohren knallten. Schlicht überfordernd und unübersichtlich wirkt das dritte Album der Amis beim ersten Durchlauf, die beiden großartigen Vorgänger „A Celebration Of Guilt“ und „United In Regret“ werden in punkto technischem Anspruch, Komplexität, Highspeed und Wahnsinn locker in die Tasche gesteckt. Stilistisch bewegt man sich wohl irgendwo zwischen Carcass, At The Gates, Necrophagist und Decapitated, die eigene Note aber ist ständig vorhanden, dafür sorgt nicht zuletzt auch der markante Gesang von James Malone. Dazu kommen übrigens noch einige schwarzmetallische Melodien, auch The Black Dahlia Murder auf ihrem Drittling „Nocturnal“ haben sich dessen schon in ähnlicher Weise bedient.

Nun aber genug der Ruhe: „We Are The Nightmare“ will entdeckt werden, das Album will Aufmerksamkeit und das nicht zu knapp. Lässt man sich nämlich darauf ein, entfaltet sich eine nicht geglaubte Wucht. Aus dem Chaos entstehen Strukturen und sogar äußerst einprägsame Melodien und Hooklines, die Refrains sind einfach verdammt geil geraten und Frickeleien und Spielereien sind ein Fest für die Sinne und machen einfach Spaß beim Zuhören. Der Titeltrack, „Servants To The Night“ und „Overthrown“ entpuppen sich gar als Hits, „Falling Winds Of Hopeless Greed“ zaubert mit seinem Anfang mit quietschenden Gitarren immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht und ein Track wie „A Feast For The Liar’s Tongue“ lässt auch einfach mal über das exquisite Drumspiel staunen.

ARSIS haben sich weiterentwickelt und das nicht zu knapp. Technisch anspruchsvoller, schneller, interessanter und einfach noch besser als eh schon. An den Sound von Zeuss muss man sich wohl auch erst gewöhnen: Kalt, kristallklar und transparent kommt er aus den Boxen, jedes Instrument ist perfekt rauszuhören. Das mag einen großen Teil zur anfänglichen Anstrengung beim Kennenlernen des Albums beitragen, später aber ist das ein großer Pluspunkt, um sich an jedem Instrument in seiner vollen Pracht erfreuen zu können, vor allem geht hierbei auch kein Druck und keine Power verloren. Und was bei anderen Bands den Genickbruch bedeutet, ist bei ARSIS optimal gelungen. Man kann und möchte sich an den instrumentalen Einzeldarbietungen erfreuen und gleichzeitig bekommt man massig Melodien und Hooklines geboten, die das ganze zu einem Ganzen zusammenfügen.

„We Are The Nightmare“ ist ein Monster von einem Album, das mit knappen 40 Minuten gewohnt knapp bemessen ist, aber in diesem Fall ist das eine völlig ausreichende Spielzeit. ARSIS sind meiner Meinung nach eine der besten Bands im melodisch-technischen Death-Metal-Bereich der letzten Jahre und ihr drittes Album ist wohl nicht nur eine der besten Scheiben 2008, sondern ebenfalls der letzten Jahre. Ob in der heimischen Anlage, im Autoradio oder im MP3-Player, „We Are The Nightmare“ dreht bei mir seit Wochen täglich seine Runden und wird absolut nicht langweilig, ganz im Gegenteil. ARSIS stecken mit ihrer unheimlichen Präzision nahezu alles in die Tasche, was sich heutzutage als progressiver, technischer, melodischer Death Metal bezeichnet. Ein Meisterwerk, dass auch in Jahren noch frisch sein wird.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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