Black Metal ist nicht gleich Black Metal. Es gibt etwa den rumpelnden, heute nur noch selten auffindbaren der ersten Stunde, den frostigen aus Norwegen, den melodischen schwedischer Prägung sowie den gefühlsgeladenen mit Post-Rock-Touch, den Bands wie Deafheaven groß gemacht haben. Und dann gibt es noch den ganz, ganz bösen, der mehr als alle anderen wie ein Musik gewordener Albtraum klingt. Die polnische Ein-Mann-Band ARS MAGNA UMBRAE gehört zu jenen wenigen Projekten, die diese klanglichen Untiefen auszuloten wagen. Das dritte, von Mastermind K.M. Im Alleingang kreierte Album „Throne Between Worlds“ ist eine erschreckend eindringliche Vertonung des Pandemoniums, das auf dem schaurigen Artwork abgebildet ist.
Obwohl ARS MAGNA UMBRAE Black Metal der atmosphärischen Sorte spielt, wird auf „Throne Between Worlds“ nicht lange gefackelt. Das gerade mal 37 Minuten lange Album beginnt unvermittelt ohne überschüssiges Ambient-Zierwerk mit finsteren, misstönenden Gitarrenriffs und vorerst noch eher getragenen Drums, die etwas durch und durch Missgünstiges ankündigen. Die giftspuckenden Screams, auf groteske Weise überwältigenden Tremolo-Riffs und Blast-Beats lassen nicht lange auf sich warten, sind jedoch keineswegs der alleinige Grund für die furchteinflößende Aura der Platte.
Vielmehr ist es gerade das Wechselspiel der trotz ihrer Intensität stets melodiösen Black-Metal-Exzesse mit den subtileren Teilen der Songs, das Zuhörende erschaudern zu lassen vermag. Wenn das Inferno aus unmenschlichem Schreigesang und apokalyptischer Instrumentierung verglimmt, verströmen stattdessen unverzerrte und verwaschene Gitarren, sphärische Synthesizer und ein leise trippelndes Schlagzeug eine surreale, beunruhigende Stimmung.
Vor allem im abschließenden Elfminüter „Metempsychosis (Transmigration Of The Soul)“ gewährt ARS MAGNA UMBRAE diesen mit der unheimlichsten Form von Gothic Rock im Bund stehenden Passagen viel Raum zur Entfaltung. Auch in der Erhabenheit des gesanglosen Titeltracks steckt etwas unsagbar Böses. Die unergründliche Schwärze der stringent arrangierten Stücke fließt aber nicht nur aus dem Songwriting, sondern ebenso aus der unnahbaren, aber keinesfalls kraftlosen Produktion, für die K.M. persönlich verantwortlich zeichnet. Sowohl in kompositorischer als auch klangtechnischer Hinsicht zeigt ARS MAGNA UMBRAE ein meisterhaftes Gespür und Können.
„Throne Between Worlds“ ist nicht einfach eine musikalische Manifestation physischer Gewalt. Die Verheerung, die ARS MAGNA UMBRAE im Zuge der Platte anrichtet, ist vielmehr spiritueller Natur. Damit reiht sich das Projekt in die Riege der vor allem in Island und Frankreich situierten Bands ein, die die Möglichkeiten des abgründigen Genres derart weit ausreizen, dass man mitunter vergessen kann, dass es sich bei ihren Werken um menschengemachte Musik handelt. Vor den bekannteren Vertretern dieser finsteren Zunft wie etwa Blut aus Nord oder Svartidauði muss ARS MAGNA UMBRAE sich auf dem Nachfolger von „Apotheosis“ (2020) jedenfalls keineswegs verstecken.
Wertung: 8 / 10