Egal ob John Bush jetzt bei Anthrax mitmischt oder nicht, an seinem Talent kann’s nicht liegen – das stellt er nämlich auf dem jüngst erschienenen ARMORED-SAINT-Album „La Raza“ deutlich unter Beweis. Selbige Platte erscheint übrigens stolze zehn Jahre nach deren letztem Lebenszeichen „Revelation“.
Im Intro tragen die Jungs mit Streichern und Harfenklängen schon mal ziemlich dick auf und auch die folgenden Breitwand-Riffs von „Loose Cannon“ lassen nicht unbedingt auf Bescheidenheit schließen. Überhaupt scheint die Truppe auf „La Raza“ einen Hang zu ausladenden Arrangements zu haben, wie Orgel-Intro nebst mehrstimmigem Gitarrenbombasts des folgenden „Head On“ nahe legen. Die dicke Hose zur Seite brillieren ARMORED SAINT auf ihrem neuen Album vernehmlich durch luftige Songs mit vielschichtigen Arrangements, was entfernt an ihre Genre-Kollegen Queensryche erinnert.
Dieser Verdacht soll sich im weiteren Verlauf der Platte dank Nummern wie „Chilled“ noch erhärten. Abgesehen von solch vermeintlich „epischem“ Liedgut finden sich auf „La Raza“ allerdings auch allerhand straight rockende Songs wie etwa das gelungene „Get Off The Fence“, was der Band ebenso gut steht. Insgesamt klingen ARMORED SAINT auf ihrem neuen Album lange nicht mehr so bissig wie auf ihrer Parade-Platte „Symbol Of Salvation“, präsentieren sich dafür aber um einiges verspielter und bemüht, möglichst modern zu klingen.
Ihr legendärstes Album haben die Amis dabei trotzdem nicht vergessen und so erinnert der Titeltrack stark an „Tribal Dance“. Ansonsten blieb die Formation ihren stilbildenden Elementen weitgehend treu und so wechseln sich auch auf „La Raza“ gerne fette Riffs mit perlenden, unverzerrten Gitarren ab. An den bereits erwähnten, eher rockigen Songs lässt sich allerdings auch festmachen, dass ARMORED SAINT auf ihrer neuen Platte verdammt „amerikanisch“ klingen und in Songs wie „Black Feet“ gar im Terrain von Chart-verträglichen Wohnzimmer-Rockern wie Nickelback wildern. Produktionstechnisch ist auf „La Raza“ alles im dunkelgrünen Bereich; die Platte fasziniert durch Transparenz und Druck und Sänger John Bush liefert eine ausnahmslos hervorragende Leistung ab.
Etwas mehr Biss und ein paar mehr Reibungspunkte hätten „La Raza“ bestimmt gut getan, aber auch so wissen ARMORED SAINT über weite Strecken zu überzeugen. Fans werden zufrieden sein, dürften sich jedoch für die nächste Platte wieder etwas mehr Metal wünschen. Anspieltipps: „Loose Cannon“, „Left Hook From The Right Field“, „Blues“.
Wertung: 8 / 10