2009 graben Century Media mal ganz tief in der Antiquitätenkiste, um uns zwei Power Metal-Alben zu präsentieren, die inzwischen auch schon wieder sieben bzw. neun Jahre auf dem Buckel haben, zuvor aber nur in Japan erhältlich waren. Da sich aber normalerweise natürlich niemand für Alben mit überholtem Sound aus diesem Genre interessiert, brauchte es auch einen Grund, warum dennoch jemand diese Doppel-CD erwerben sollte. Und siehe da, sie findet sich, wenn schon nicht im Namen direkt in der Besetzungsliste von ARMAGEDDON: Chris Amott, bekannt durch Arch Enemy schwingt die Gitarre und auf „Three“ sogar das Mikrofon. Klare Sache also, hier finden sich Abnehmer, gleich, was musikalisch so geboten wird.
Denn wenn man allein von der Qualität der präsentierten Beschallung ausgeht, fragt man sich nicht nur, ob die Wieder- sondern auch, ob die Erstveröffentlichung überhaupt nötig war. Zwar sind einige Songs für den seit Entstehung nicht besonders innovationsgefährdeten Power Metal immerhin nicht überdurchschnittlich langweilig, aber viel weiter geht es nicht. Gerade „Embrace The Mystery“ ist alles in allem dennoch eine ordentliche Schlaftablette, die sich mit kleinen Lichtblicken ohne Höhepunkte durch die Spielzeit wurschtelt. Die Riffs leiden unter dem selben Syndrom, an welchem auch Amorals neue Platte „Show Your Colors“ krankt: Der Melodic Death-Touch ist in den Gitarren präsent, wirkt aber durch den Umstand, dass nie volle Breitseite aufgefahren wird ziemlich unentschlossen und inkonsequent. Hinzu kommt in ARMAGEDDONs Fall erschwerend, dass man beiden Scheiben überdeutlich ihr Alter anhört, die Produktion klingt doch arg dünn und macht nie richtig Dampf. Während die Instrumente im Allgemeinen dumpf und verwaschen tönen, hebt sich das Schlagzeug auf „Embrace The Mystery“ durch 1a-Pappkarton-Sound noch weiter negativ ab.
Technisch sind natürlich keine Mäkel auszumachen, im Gegenteil können ARMAGEDDON auf Songs wie „Blind Fury“ oder später auf der selben Scheibe „Moongate Climber“ durch starke Symphony X-Anleihen ordentlich an Boden gut machen. Auch gesanglich kann man nicht meckern, nicht übermäßig kraftvoll, aber durchaus stilsicher hangeln sich Bengtsson und Amott durch die Alben. Leider ist das aber eben auch nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass sowohl „Embrace The Mystery“ als auch „Three“ Musik bieten, die vermutlich schon vor dem Release 2000 bzw. 2002, ganz sicher aber danach, völlig überholt war. Diese geht zu manchen Gelegenheiten zwar in Ordnung, zu welchen man tatsächlich versucht ist, mit der Band zu sympathisieren, aber im Großteil der Fälle wird dieser Anflug von Emotion von der nächsten Portion erdrückender Langweilie im Ansatz wieder erstickt.
Aber nichtmal, dass ARMAGEDDON alles in allem ziemlich langweilig sind, ist das nervige an diesem Release, sondern, dass man dies mit sieben Jahren Verzögerung nun nach den Japanern auch noch dem Rest der Welt unter die Nase reiben muss. Ein nicht so gutes Album, das vertraglich bedingt trotzdem releaset wird, kann jedem mal passieren, aber so etwas dann ungezwungen nochmal aus der Versenkung zu holen, das ist ärgerlich und vermeidbar. Obwohl „Embrace The Mystery & Three“ als Doppelalbum mit sechs Bonussongs zum Normalpreis erscheint, und obwohl Chris Amott vorne draufsteht, kann man sich alles in allem also kaum ein unsinnigeres Release vorstellen. Das aufgrund des Arch Enemy-Prestige-Faktors indes dennoch Abnehmer finden wird.
Wertung: 3 / 10