Review Arkheron Thodol – Rituals Of The Sovereign Heart

  • Label: Naturmacht
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Seit dem Abklingen der klanglich und ideologisch radikalen „Second Wave“ hat das Black-Metal-Genre zahlreiche Unterkategorien hervorgebracht. Eine davon ist der in den USA entstandene Cascadian Black Metal, eine besonders naturverliebte, bodenständige und zugleich atmosphärische Form der Stilrichtung, in der oft Einflüsse aus Folk, Doom Metal und Post-Rock zum Tragen kommen. Dass ARKHERON THODOL diesem nicht immer ganz scharf abgrenzbaren Sub-Subgenre angehören, sieht man ihrem zweiten Album „Rituals Of The Sovereign Heart“ bereits an seinem Artwork an: Deutlicher als mit einem erdfarbenen Bild von Flora und Fauna, die in einem menschlichen Herz wurzeln, kann man die für Cascadian Black Metal charakteristische Naturverbundenheit wohl nicht darstellen.

Wie zu erwarten schlagen ARKHERON THODOL auf dem Nachfolger von „Thaw“ (2017) in ein ähnliche Kerbe wie ihre Kollegen in Wolves In The Throne Room oder Alda. So eindrucksvoll die vier zwischen acht und siebzehn Minuten langen Songs in ihrem Umfang sind, so mächtig klingen sie auch. Wie ein unbändiger Sturzbach rauschen Tremolo-Riffs dahin, die polternden Drums gleichen in ihren intensivsten Momenten einer Gerölllawine und wenn in den überwiegend instrumentalen Stücken doch einmal eine menschliche Stimme zu vernehmen ist, dann in Gestalt von giftig zischendem Schreigesang. Besonders eindringlich ist in dieser Hinsicht das bedrohliche, griffige Riffing im abschließenden „Void Secretion“.

Ihre überwältigende Wirkung entfalten diese durchaus gängigen Stilmittel jedoch gerade dadurch, dass ARKHERON THODOL sich nicht pausenlos darauf versteifen. Über weite Strecken beschreiben die Leadgitarren verspielte Melodiebögen, ausgedehnte Clean-Gitarren-Arrangements atmen herbstliche Melancholie („Archonsbane In Bloom“) und sogar elegante, taufrische Pianotöne tänzeln durch die Tracks („A Glimpse Of Woven Light“). Für Abwechslung sorgen aber auch die weniger leichtfüßigen Doom-Passagen, die die Lieder in eine Aura der Erhabenheit und Bedeutsamkeit hüllen.

Die Übergänge und Verflechtungen der unterschiedlichen Klangelemente bringen ARKHERON THODOL überdies größtenteils souverän über die Bühne, sodass die Tracks trotz ihrer Länge weder langatmig noch bruchstückhaft wirken. Einzig die Performance des Quartetts lässt insofern zu wünschen übrig, als einige Parts ziemlich ungenau eingespielt worden zu sein scheinen, was leider mehrmals negativ auffällt.

Hätten ARKHERON THODOL sich bloß die Zeit für ein paar Takes mehr genommen, „Rituals Of The Sovereign Heart“ wäre mit Sicherheit eines der fantastischsten Black-Metal-Alben des Jahres geworden. Sowohl das abenteuerlich ausschweifende Songwriting als auch der stimmungsvolle Grundton und die leicht rohe, natürliche Produktion machen die zweite LP der Amerikaner zu einem geradezu magischen Hörerlebnis, in dem man sich wie in einem dichten Wald verlieren könnte – wären da nicht immer wieder kleine spielerische Schnitzer. Obwohl die gelegentlichen Ungenauigkeiten den Zauber der Platte ein wenig entmystifizieren, haben ARKHERON THODOL hiermit trotzdem ein beeindruckendes Klangkunstwerk geschaffen, in dem selbst Kenner der amerikanischen Black-Metal-Gepflogenheiten noch ein paar Überraschungen auffinden könnten.

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Wertung: 8 / 10

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