Während man in vermeintlich kalten Nordländern wie etwa Schweden durchaus mit ebenso unterkühltem Doom Metal rechnen mag, haben sich die USA bisher eher durch andere Musikrichtungen hervorgetan. Andererseits entstammt den vereinigten Staaten mit Pentagram eine Ikone des Genres, weshalb ARGUS in gar nicht mal kleine Fußstapfen treten.
Mit „Boldly Stride The Doomed“ präsentiert die 2005 gegründete Truppe ihr gerade mal zweites Album, auf dem die Herren sich jedoch als absolut konkurrenzfähig erweisen: Das erhabenen Akustikgitarren-Intro „Abandoning The Gates Of Byzantium“ stimmt schon mal stilecht auf die Dinge, die da kommen mögen, ein. Anschließend wird die Platte dann mit dem stampfenden „A Curse On The World“ eröffnet, das seinen Einstieg mit singenden Leadgitarren findet und sodann in wuchtiges Doom-Riffing umschlägt. Noch bevor Sänger Butch Balich auch nur einen einzigen Ton von sich gegeben hat, drängt sich der Vergleich zur Genre-Spitze Grand Magus in durchaus positivem Sinne auf, wenngleich ARGUS nicht über deren erstklassige Produktion verfügen.
Auch Frontmann Balich ist einem gewissen JB durchaus nicht unähnlich und macht mit teils grandiosen Gesangslinien einen erstklassigen Job, kann im Hinblick auf stimmliches Charisma jedoch nicht ganz mit dem Gesang seines Kollegen mithalten. Was ARGUS hingegen ziemlich gut können, ist authentische Musik schreiben: Auf „Boldly Stride The Doomed“ gehen Black-Sabbath-mäßige Gitarrenmelodien nahtlos in mal überaus britisch galoppierende und mal zäh schleppende Riffwände über und münden etwa in „Wolves Of Dusk“ oder „Durendal“ in hypnotische Instrumentalteile – für Abwechslung ist also gesorgt, wie auch das vom Klavier getragene Outro zu „42-7-29“ zeigt.
„Boldly Stride The Doomed“ ist dabei mit Sicherheit nicht unbedingt der beste Soundtrack für die heiße Jahreszeit, vermag aber durchaus Stimmung zu transportieren und den Hörer mit seinem gleichsam düsteren wie melodiösen Inhalt in seinen Bann zu ziehen. Bevorzugt nachts. Die Höchstwertung erhalten ARGUS für ihr neues Album nicht, weil „Boldy Stride The Doomed“ zwar absolut amtlich umgesetzt ist, jedoch nicht unbedingt das individuellste Album unter der metallenen Sonne darstellt. Mit dem jüngeren Schaffen von mach alt eingesessener Kapelle kann die Truppe jedoch weithin problemlos mithalten.
Bei Doom-Metal-typischen Songlängen zwischen sechs und elf Minuten sollte jeder, der sich auf „Boldly Stride The Doomed“ einlässt, viel Zeit mitbringend, denn dieses Album hört man nicht mal eben nebenbei. Wer sich die Zeit nimmt, bekommt jedoch die Möglichkeit, eine knappe Stunde lang in zauberhaft düstere Klangwelten einzutauchen. Weiter so!
Wertung: 8 / 10