Review Arckanum – Antikosmos

  • Label: Debemur Morti
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Black Metal

Niemand hätte wohl geglaubt, dass sich Shamaatae bereits nach einem Jahrzehnt dazu aufraffen würde, ein neues Full-Lenght Album aufzunehmen, oder? Ich jedenfalls nicht. Begierig bestellte ich das neue Stück und schob es gleich am Tage seiner Ankunft in meinen CD-Player. Ich meine, zehn Jahre! In dieser Zeit muss Shamaatae wohl ein Album erschaffen haben, dass selbst seine alten Meisterwerke schlägt. Für „Kostogher“ beispielsweise brauchte er nicht einen Bruchteil dieser Zeit. Und jeder, der ARCKANUM kennt und schätzt weiß, um was für ein Meisterwerk es sich bei Kostogher handelt. Vielleicht hat Herr Lahger(also Shamaatae) ja nicht mehr so viel Zeit zum Musizieren, seit er als Autor okkultistischer und chaos-gnostischer Werke tätig ist. Aber genug der Theorien, denn immerhin hatShamaatae ja in diesem Zeitraum immer wieder durch Splits zu erkennen gegeben, dass er noch existiert. Da war es ja denkbar, dass ein neues Album auf einen zukommt.
Der Name des vierten Albums aus dem Hause Arckanum lautet „Antikosmos“. Nicht sonderlich kreativ, aber ich will mich nicht zu lange am Namen festhalten. Es ist ja die Musik, die zählt. Und die weckt in mir gemischte Gefühle. Eines gleich vorweg: Es gibt einige Neuerungen im Stil, den Shamaatae darbietet. Zum rohen, unbändigen Black Metal, wie er ihn auf seinen ersten drei Alben spielte gesellen sich deutliche Death- und Thrashmetalinfluenzen. Sehr gut zu erkennen ist das Anfang des dritten Stückes „Røkulfargnýr“: Das Lied klingt erst nach Death Metal, plötzlich kommt ein abrupterThrash-Riff und dann typische, schwarzmetallischs Arckanum-Riffs. Diese Mischung hat durchaus Biss und Power, es klingt nur etwas… entmystifiziert.
Vielleicht sollte ich „Entmystifizierung“ als generelles Schlagwort für „Antikosmos“ anführen. Shammaatae beweist immernoch ein geniales Gespür für zielsichere, stimmige Riffs, tolle Drumattacken und bietet einmal wieder grandiosen, dreckigen Gesang. Aber es fehlt jenes Wütende, Zornige und Ungezähmte, dass seine Musik für mich ausmacht. Natürlich, die Stücke auf“Antikosmos“ sind ebenfalls durch und durch archaisch und roh, aber sie wirken zu poliert und zurechtgeschnitten. Auch die Produktion ist für Arckanum-Verhältnisse fast einen Tick zu druckvoll, die Gitarren braten fast schon, aber den herrlichen Sägesound der alten Alben vermisse ich. Dabei versucht Herr Lahger scheinbar immer wieder, gerade sein 1996er Werk „Kostogher“ zu zitieren, wenn er einem nicht gerade Thrash-, Death und Doomriffs entgegenschleudert.

Echte Fehlgriffe gibt es nur einen: „Blóta Loka“. Das Stück besteht aus einem heruntergesprochenen Text, in dem Begriffewie „Heill Loki“ und „Heill Ragna Røk“ fallen. Dazu gibt es irgendwelche sterilen, ja beinahe schon lästigen Ambient-Sounds zu hören. Für mich klingt das wie ein Lückenfüller, da Shammatae wahrscheinlich seine ohnehin schon kurzen 37 Minuten irgendwie zustande bringen musste. Schade, das trübt den Hörgenuss des Gesamtwerks ziemlich.
Verglichen neben anderen Black Metal Veröffentlichungen des Jahres 2008 sieht „Antikosmos“ echt nicht schlecht aus. Eshat durchaus Stil und seine Atmosphäre. Vielleicht erwartet man, oder nur ich selbst, ja zu viel von Shamaatae. Aber an den Vorgängerwerken gemessen sieht „Antikosmos“ ein wenig uninspiriert aus. Dabei gibt es sie, die tollen Songs mitmarkanten Riffs, allen voran „Nákjeptir“, das mit schweren, stampfenden Riffs und klagenden Riffs für ordentlich dunkle Stimmung sorgt und zeigt, dass Herr Lahger’s kreative Quellen noch keineswegs versiegt sind.
„Antikosmos“ ist durchaus empfehlenswert für diejenigen, die mit rauhem, tiefschwarzem Black/Death Metal etwas anfangen können. Aber nur weil man die alten Arckanum Alben mochte, muss man dieses nicht auch zwangsläufig mögen. Es ist eine Geschmacksfrage. Diejenigen, die es erwerben, können sich jedoch auf eine vom französischen Underground-Label DebemurMortii wunderschön gestaltete CD in einer A-5 Hülle mit geschmackvollem Booklet freuen. Ich für meinen Teil bin einfach mal gespannt. Dafür, dass man 10 Jahre nichts zu hören gekriegt hat, ist „Antikosmos“ etwas ernüchternd. Aber die stilistische Veränderung könnte der Auftakt zu neuen, tollen Werken sein. Und selbst, wenn dem nicht so sein sollte, so bietet dieses Werk dem geneigten Hörer das, was er hören will: Pechschwarzen, hasserfüllten Metal. Hell Ragna Røk!

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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