Architects - The Classic Symptoms Of A Broken Spirit Coverartwork

Review Architects – The Classic Symptoms Of A Broken Spirit

ARCHITECTS haben spätestens mit ihrem letzten Album „For Those That Wish To Exist“ (2021) die Abkehr vom technischen Metalcore vollzogen, den sie bis „All Our Gods Have Abandoned Us“ (2016) spielten. Die Briten setzten auf „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ mehr denn je auf Klargesang, Synthesizer und einfache Melodien. Ihr müsst nun ganz tapfer sein, liebe ARCHITECTS-Fans der früheren Platten: „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ ist ein Album für jede und jeden, aber nicht für euch.

„For Those That Wish To Exist“ hatte trotz vieler negativer Stimmen tolle Refrains, harte Gitarren, starke Melodien und viel Melancholie zu bieten. Auch wenn die Scheibe wenig der gewohnten Aggressivität und Atmosphäre in sich trug, bot sie – ungeachtet des Stilwandels – gute Musik. Album Nummer zehn geht diesen Weg weiter, lässt aber fast alle Stärken des Vorgängers vermissen. Große Refrains, spannende Hooklines, einen Funken Aggressivität – all das fehlt auf „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“. Der Longplayer wirkt weichgespült, zahm und noch poppiger und arena-rockiger.

Das alles sind keine Kritikpunkte per se – das darf allen gefallen, die es hören mögen. Wenn die ARCHITECTS ihren Sound aufs Simpelste herunterbrechen, zugänglich machen und in Richtung radiotauglicher Linkin Park gehen wollen, dürfen sie das gerne tun. Knackpunkt aber ist das völlig uninspirierte, seelenlose Songwriting. Jeder Song gleicht dem anderen, sodass im Verlauf des Albums alles zu einem gleichförmigen Brei verschwimmt. Einzig „When We Were Young“ und „Doomscrolling“ im Mittelteil haben ansatzweise Ohrwurmcharakter. Dass das abschließende „Be Very Afraid“ als einziger Track an frühere ARCHITECTS erinnert und plötzlich doch noch mit aggressiven Screams ballert, wirkt wie ein letztes „Wir könnten schon, wenn wir wollten, aber wir wollen eben nicht“-Statement.

Ganz schlimm ist zudem der Sound des Albums. Der Gesang ist dermaßen überproduziert, dass jegliche Ecken und Kanten abgeschliffen wurden, jegliche Charakteristik flöten geht. Sam Carter ist zweifellos ein großartiger Sänger, der Klargesang steht ihm richtig gut und er überzeugt auch ohne Screams – die Produktion erstickt aber viel von seiner wehmütigen Kraft im Keim. Von den Instrumenten sticht lediglich das ordentlich drückende Schlagzeug heraus. Alle anderen Instrumente verschwimmen zu einer undefinierbaren Suppe. Zahme Gitarren, schwammiger Bass und überpräsente Keyboards klingen mehr nach Hintergrundrauschen und Lärm, schon gar nicht wirkt das wie eine hochwertige Produktion. Ist euch schon mal mit Schrecken aufgefallen, dass ihr die Cornflakes vor einer Stunde in die Milch habt? Genauso widerlich durchgeweicht und undifferenziert schmeckt auch der Sound von „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“.

Wo ist die erhabene und einnehmende Atmosphäre, wo die melancholische Wucht, wo die großen Refrains in der breit angelegten Musik? Wo ist die Wut auf die Politik, die Verzweiflung über gesellschaftliche Entwicklungen, die Kapitalismuskritik? Musikalisch ist das alles nicht zu spüren. Die ARCHITECTS versuchen sich an großem Arena-Rock, scheitern aber mit ihren belanglosen und langweiligen Songs an sich selbst. „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ versprüht kein Feuer, keine Leidenschaft, kein Herzblut. Die sich ständig wiederholenden, gleichförmigen und übersimplifizierten Nu-Metal-Riffs sind Paradebeispiele für das langweilige Songwriting. All das Weiterentwicklungs- und Erwachsenwerden-Blabla ist schlussendlich nur eine schale Entschuldigung für ein belangloses Dudel-Produkt ohne Höhepunkte.

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Wertung: 3.5 / 10

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