Review Arch Enemy – Will To Power

ARCH ENEMY sind wohl eine der Bands, denen der gefürchtete Besetzungwechsel am Mikrofon hinsichtlich ihres Erfolgs gut getan hat. Denn so gekonnt die gebürtige Kölnerin Angela Gossow in den Jahren von 2001 bis 2014 auch ins Mikro der schwedischen Gruppe geröhrt hat, scheint es so, als sei die Band seit dem 2014er-Album „War Eternal„, das gleichzeitig den Studio-Einstand der Kanadierin Alissa White-Gluz markierte, aus der Melodeath-Landschaft überhaupt nicht mehr wegzudenken. Entsprechend hohe Erwartungen hat der Nachfolger „Will To Power“ zu erfüllen. Und so viel sei vorweg genommen: Der triumphale Siegeszug der Gruppe dürfte nach dieser Platte nicht zum Erliegen kommen – ganz im Gegenteil.

Böse Zungen schreiben den durchschlagenden Erfolg der mittlerweile eher internationalen als schwedischen Kombo in erster Linie der optischen Omnipräsenz der Sängerin zu, die sich passenderweise durch den Einsatz für hehre Ziele wie Tier- und Umweltschutz zusätzlich sympathisch macht. Obgleich dieser Faktor zugegebenermaßen sicherlich eine Rolle spielt, hatten ARCH ENEMY von jeher aber auch musikalisch Einiges zu bieten. Und ihre längst etablierte, einerseits eingängige, zugleich aber auch kräftig-räudige Form des melodischen Death Metal findet sich auf „Will To Power“ wieder – mit einigen wenigen, aber durchaus nennenswerten stilistischen Unterschieden zum Vorgänger „War Eternal“. Hatte dieser nämlich mit Nummern wie „As The Pages Burn“, „You Will Know My Name“ oder dem Titeltrack eine ganze Menge an mitgröltauglichen Hymnen geladen, setzen ARCH ENEMY drei Jahre später erfreulicherweise wieder verstärkt auf Songs, die von Anfang an mitreißen, jedoch nach und nach erarbeitet werden können. Die in dieser Hinsicht etwas auf Nummer sicher getrimmte (und interessanterweise qualitativ im Vergleich etwas nachstehende) erste Single „The World Is Yours“ vermittelt da einen falschen Eindruck, ist der Song am Ende einer von eher wenigen Instant-Ohrwürmern. Hauptsächlich ist es daher die berühmte Kombination aus Riff-Brettern mit größtenteils gelungenen und markanten Melodien, die sich im Kopf des Hörers verankert.

Über dem thront natürlich abermals der herausragende Gesang von Alissa White-Gluz, deren Growls und Screams sich noch eine Spur variabler präsentieren als auf „War Eternal“. Eine echte Überraschung sowie Neuerung im Klanggewand der Band stellt der jetzt schon fast automatisch mit „Will To Power“ in Verbindung gebrachte Song „Reason To Believe“ dar. Ja, es ist passiert: ARCH ENEMY haben sich ihre (für ihre Verhältnisse) Halbballade geschaffen, auf der Alissa White-Gluz endlich in vollem Umfang zeigen darf, dass sie der Disziplin des Klargesangs auch überaus mächtig ist, was bisher bei ARCH ENEMY nur andeutungsweise zutage getreten ist. Hieran darf sich die Band künftig auf jeden Fall mehr bedienen.

Ansonsten wagen sich ARCH ENEMY nicht allzu weit aus ihrem Soundkorsett, sodass die Gruppe es schafft, ein wenig Entwicklung einfließen zu lassen, ohne dass diese auf Kosten der Trademarks geht. Egal ob man sich den rasanten Opener „The Race“, die wunderbar melancholische Zweit-Single „The Eagle Flies Alone“, das abwechslungsreiche „First Day In Hell“ oder das orchestral unterlegte und trotzdem ordentlich bretternde „Dreams Of Retribution“ zu Gemüte führt – die Band brilliert in jedem Song und schüttelt auch auf dem zehnten Album noch so manchen neuen, potenziellen Bandklassiker aus dem Ärmel – großartige Sache!

„Will To Power“ dürfte somit die Stammhörerschaft der Band in vollem Umfang zufrieden stellen, ist darüber hinaus aber jedem Genre-Fan ans Herz zu legen. ARCH ENEMYs zehnte Platte bietet traditionellen Sound, den wir von der Gruppe gewohnt sind, scheut sich dennoch nicht davor, ein wenig nach neuen Einflüssen zu schielen und verdeutlicht last but not least abermals, dass die Gruppe zu Recht unter den großen Namen des Melodic Death Metal steht. Sehr stark!

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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