Der russisch-amerikanische Science-Fiction-Schriftsteller Isaac Asimov war nicht nur ein äußert geschäftiger Autor, dessen „Foundation“-Trilogie es dank eines Streaming-Anbieters ins TV geschafft hat, sondern auch eine inspirierende Quelle für andere Kreative, die Asimovs Geschichten nutzten, um selbst über galaktische Imperien in der fernen Zukunft zu schreiben.
Dazu zählen auch die Portugiesen von APOTHEUS, die mit ihrem neuen Album „Ergo Atlas“ nun den zweiten Teil ihrer „The Far Star“-Saga veröffentlichen; einer Saga, die davon berichtet, dass Millionen von Jahren nach der Mission „The Far Star“ eine künstliche Intelligenz einen Plan entwickelt, der das Leben im Universum in Gefahr bringt.
Auch wenn man sich anhand dieser Beschreibung noch keine genaue Vorstellung davon machen kann, wie die Prog-Metaller den Einfall einer nicht wohlgesonnenen KI vertonen werden, so ist „Ergo Atlas“ das, was man sich am wenigsten darunter vorstellt. Denn anstatt die besungenen Intrigen und Emotionen, Angriffe und Botschaften, Tode und Zerstörungen in ein angemessenes, abwechslungsreiches, dynamisches und mitreißendes Setting zu überführen, verarbeiten APOTHEUS den Angriff einer künstlichen Intelligenz so fad wie nur möglich.
Die neun Songs bewegen sich grundsätzlich in einer halbballadesken Struktur, deren versuchte Steigerungen als schwache Ausbrüche im Mid-Tempo bezeichnet werden können. Alle Tracks beinhalten lang gestreckten Riffsausläufe kombiniert mit gefühlvollen Klargesang und zurückhaltenden Drumming, um immer wieder den Versuch zu unternehmen, Atmosphäre zu schaffen. Unheilvolle Momente in der besungenen Geschichte werden mit Stakkato-Riffs und einem darüber liegenden Lead hervorgehoben, während der Schlagzeuger diese Momente nutzt, um mal die Drum-Pedale seiner Doublebass zu nutzen.
Im Grunde genommen sind das die richtigen Elemente, um den Hörer in seinen Bann zu ziehen, aber bei APOTHEUS entsteht aus dem Verbund dieser Elemente keine wirklich einnehmende Stimmung, keine packende Dynamik, einfach nichts, was berühren kann. Sänger Andrade singt schön, aber nicht kraftvoll oder berührend. Lead-Gitarrist Gold Monkey setzt genügend Akzente, aber nichts davon bleibt im Ohr. Das Schlagzeug kann sich im langsamen Tempo nicht entfalten, einzig Hi-Hat oder Ride-Becken sind durchgängig zu hören, während Snare- und Tomtom-Trommeln ab und an mal geschlagen werden. Dieses grundsätzliche Spiel im Stakkato funktioniert schlichtweg nicht in den abwechslungsarmen, wenig dynamischen Songs von APOTHEUS.
Sollte das Universum und die darin lebenden Wesen in naher oder ferner Zukunft durch eine KI bedroht werden, dann wünsche ich uns allen, dass die daraus resultierenden Konflikte so handzahm, nahezu unspektakulär, im Grunde genommen langweilig verlaufen wie APOTHEUS diese auf „Ergo Atlas“ besingen.
Wertung: 5 / 10