Review Apocalyptica – Plays Metallica Vol. 2

Die heutige Zeit schreit oft nach Sequels, Prequels und Spin-Offs – zugegebenermaßen mehr beim Film als in der Musik. Mit „Plays Metallica Vol. 2“ schicken sich nun allerdings die finnischen APOCALYPTICA an, den Erfolg des erstklassigen Vorgängers knapp 30 Jahre später fortzusetzen. Dafür fahren sie reichlich auf, bei den Songs und auch bei den Featurings. Doch wie so oft, ist Größe nicht alles.

Zwar liegt der Fokus insgesamt immer noch auf den drei Celli, doch werden diese gerne vom Schlagzeug und anderen Instrumenten verdrängt. Das liegt primär daran, dass APOCALYPTICA für „Plays Metallica Vol. 2“ mit einem ganzen Orchester zusammengearbeitet haben, welches viel Raum einnimmt. Vielleicht wäre an dieser Stelle weniger mehr gewesen, zumal die Finnen den Ausstieg von Schlagzeuger Mikko Sirén nutzen hätten können, um sich auf ihrem neunten Studioalbum wieder auf die eigenen Wurzeln zu besinnen und damit auch auf die Qualitäten von „Plays Metallica“.

Die Single-Auskopplung „One“ deutete bereits an, wohin die Reise gehen könnte: weg vom zelebrierten Cello-Cover-Purismus der 90er hin zu mehr Bombast mit prominenter Unterstützung. An „One“ wirken mit James Hetfield und Rob Trujillo direkt zwei METALLICA-Mitglieder mit, einzeln sind sie noch bei „Holier Than Thou“ (Hetfield) und bei „The Four Horsemen“ (Trujillo) zu hören. „Holier Than Thou“ überrascht am Ende mit einem „Enter Sandman“-Crossover, welches ein bisschen willkürlich wirkt. Dafür ist die Original-Bassaufnahme des verstorbenen METALLICA-Bassisten Cliff Burton bei „The Call Of Ktulu“ ein schönes Detail.

Auf der Habenseite verbucht „Plays Metallica Vol. 2“ zudem das vergleichsweise straighte „To Live Is To Die“, welches von neun auf vier Minuten eingekürzt worden ist. „One“ hingegen gerät mit dem von Hetfield eingesprochenen Text, Trujillo am Bass, Orchester und oben drein einigen Samples unnötig überladen. Die übrigen Songs bewegen sich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen, ohne den Glanz des Vorgängers zu erreichen, aber auch ohne zu enttäuschen. Dafür verstehen APOCALYPTICA ihr ureigenstes Handwerk zu gut und dafür sind viele der Lieder im Original zu stark. Die zehn Songs stammen aus dem Premium-Segment von Metallica und erstrecken sich von „Kill Em All“ bis „St. Anger“. Im Fokus steht „…And Justice For All“ mit drei Stücken, gefolgt von „Ride The Lightning“ mit zwei. Abgerundet wird „Plays Metallica Vol. 2“ von einer eher überflüssigen Instrumentalversion von „One“ und einer starken Produktion von Joe Barresi (u.a. auch Soundgarden, Nine Inch Nails und Tool).

Wer den Vorgänger mochte, bekommt mit der Fortsetzung neues Hörmaterial aus dem obersten Regal des METALLICA-Fundus. Konzeptionell funktionieren die Cello-Variationen immer noch, aber so richtig viel bleibt am Ende nicht hängen und so manches Experiment misslingt.

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Wertung: 6.5 / 10

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