Review Apocalyptica – I’m Not Jesus (Single)

APOCALYPTICA. Die vielleicht innovativste Rockinstitution der letzten Jahre holt zu einem neuen Paukenschlag aus. Seit je her eine Band, bestehend aus enorm guten Cellisten, aber ohne Sänger, konnte für ihre Single-Auskopplungen immer wieder renommierte Gastsänger/innen ins Boot holen. Für das neueste Werk „I’m Not Jesus“ steht kein geringerer als Corey Taylor neben den Finnen im Rampenlicht. Seinen markanten Gesang kennen wohl 97% aller Metalfreaks. Ohne ihn (und natürlich ohne die Verkleidung, die Maskierung, den radikalen Vivasion-Auftritt bei Stefan Raab, die Promotion in der Bravo, die zur Folge hatte, dass einige Kids sicher dachten, Slipknot sei eine neue hip-trendy Klamottenmarke, die getragen wurde, obwohl man vielleicht eigentlich mehr auf HipHop stand und und und…) wäre vermutlich Slipknot nie derart erfolgreich geworden. Jedenfalls ist Taylor ein verdammt guter Sänger und nicht grundlos in der letzten Zeit bei Anthrax im Gespräch. Diese Single ist der Vorgeschmack auf das im September erscheinende Album „Worlds Collide“, auf dem auch Rammstein-Poet Till Lindemann mitwirken wird.

Was ist aber mit APOCALYPTICA los?! Sicher assoziieren viele Leute diesen klangvollen Namen mit klangvoller Musik aus dem Jahre 2003. Die „Reflections“ ist das Referenzwerk dieser Band und jeder, der die Musik dieser verrückten, aber stets bodenständigen Finnen mag, muss diese CD haben. Zurück aber zur Absatzeinleitung. Was ist hier los? Es ist ja immer schön und gut, wenn Musik auf Gastsänger zugeschnitten wird, aber in diesem Fall wäre es vielleicht besser gewesen, hätte eine andere Band mit Taylor zusammengearbeitet. Von APOCALYPTICA ist hier wirklich kaum etwas zu spüren. Das eine Cello ist so tief gestimmt, dass ein Bassist ins Staunen käme, ein anderes ist sehr hoch, so dass man eher von einer Stromgitarre ausgehen würde. Wenigstens kann man zwischendurch mal gewohnte Klänge heraushören. Leider wird man den Verdacht nicht los, dass der Name Corey Taylor den Jungs um Eicca Toppinen wichtiger war, als das Gesicht ihres eigenen Sounds. Der ist erst auf den drei anderen Tracks der Single zu hören. Diese Tracks werden im Radio oder im Fernsehen aber vorläufig nicht laufen, sondern eben der Song mit Corey Taylor, der sich so gar nicht nach APOCALYPTICA anhört. Das mit Abstand beste Stück dieser Single ist „S.O.S. (Anything But Love)“. Diese Nummer hätte ebenso gut einer der ganz melancholischen Titel auf der „Reflections“ sein können und wird bestimmt die nächste Single, denn, wer weiter liest, wird auch die Begründung hierzu entdecken. Wunderbar gespielt, harmonisch und traurig. Ein bisschen hört sich dieses Stück auch nach „Entwarnung für alle, die sich während und nach ‚I’m Not Jesus’ erschrocken haben: Wir können es nach wie vor!“ an. Auf dem dann erscheinenden Album wird dieses Stück im Übrigen von Cristina Scabbia besungen und daher wohl auch ordentlich vermarktet. Drückender sind die beiden restlichen Songs, der Titeltrack des Albums, „Worlds Collide“, und „Burn“. Beides wahrlich anständige Stücke in bester APOCALYPTICA -Manier. Trotz allem ist der Song, um den es hier in erster Linie geht, ein reichlich Geld bringender Totalausfall. Zumindest aus musikalischer Sicht. Die Musik kann natürlich nicht schlecht sein, da es von APOCALYPTICA komponiert wurde, aber es hört sich eben zwischendurch sogar eher nach älteren Korn oder derartigem an, aber beim besten Willen nicht nach dem, was man annimmt.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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