Die Entstehung von Alben läuft nicht immer glatt und für viele Bands bedeutete die nervenaufreibende Phase auch schon das Aus. Wie später bekannt wurde, stand auch die Veröffentlichung von „V: The Inside Scriptures“, dem fünften Album der französischen Black-Metal-Formation AOSOTH, lange Zeit auf der Kippe. Im Juni löste Sänger MkM die Band trotz einer über viele Jahre hinweg stabilen Konstellation auf. Dennoch entschied man sich hinter den Kulissen letztlich, das Album doch noch zu veröffentlichen. Zum Glück für den Hörer, denn „V: The Inside Scriptures“ ist ein ganz wundervolles Album geworden, das versanden zu lassen sehr schade gewesen wäre.
Wer AOSOTH nicht kennt, dem kann man die Musik wohl am ehesten als eine Mischung aus Deathspell Omegas aktuellem Meisterwerk „The Synarchy Of Molten Bones“, Dodecahedrons dissonanter Kompositionsweise und der bedrückenden Monotonie von The Great Old Ones beschreiben. Die Blastbeat-lastigen, fies klingenden Songs entziehen sich gänzlich der Verantwortung, dem Hörer irgendeinen harmonischen Anhaltspunkt zu geben. Stattdessen entfesselt die Band ein garstiges Inferno aus unangenehm schrägen und chromatischen Akkord- und Melodietonabfolgen.
Das mag für viele durchaus schwer zu verdauen sein und natürlich kann man der betont dissonanten Musik auch eine gewisse Redundanz unterstellen, zumal in Sachen Abwechslung oberflächlich betrachtet gar nicht so viel auf „V: The Inside Scriptures“ passiert. Wer das tut, würde hier aber, wie auch bei „EOD: A Tale of Dark Legacy“, dem aktuellen Werk von The Great Old Ones, voreilig urteilen. Denn auch AOSOTH beziehen auf ihrer neuen Platte den großen Reiz aus einer sich über die Zeit verdichtenden, unheilvollen Atmosphäre, die durch die harmonische Radikalreduktion erst ihre Sogwirkung entfalten kann.
Das fünfte Werk der Franzosen ist keineswegs ein Album zum zwischendurch mal Hören. Im Gegenteil: „V: The Inside Scriptures“ fordert vom Hörer große Konzentration, zumindest aber die Bereitschaft, geradezu meditativ in einen düsteren Sumpf abzutauchen. Wer das schafft, der wird bei genauem Hinhören dann doch sehr wohl mit vielen schönen Details und Einfällen belohnt, die sich meist irgendwo im Hintergrund der massiven, für viele Ohren wohl zu vermatschten, in dieser Form für die Wirkung allerdings absolut notwendigen Soundwand entdecken lassen.
Und doch – die Brillanz eines „The Synarchy Of Molten Bones“ erreichen AOSOTH letztlich nicht ganz, dafür fehlen manchen Stücken dann doch die Momente zum Staunen. Doch auch so ist der Black-Metal-Truppe aus Paris mit Album Nummer fünf ein starkes Werk geglückt, das in Sachen Atmosphäre einen Großteil der Black-Metal-Welt in den Schatten stellt. Ob und wie es mit AOSOTH weitergeht, steht wohl aktuell in den Sternen. Man kann jedoch nur hoffen, dass MkM das Projekt nicht aufgibt und weitermacht.
Wertung: 8 / 10