Vier Jahre hat es gedauert. Vier Jahre, bis ANTERIOR nach ihrem ersten, durchaus überzeugenden Streich auf Metal Blade einen Nachfolger fertig gestellt hatten. „This Age Of Silence“, das Debut der Band, lebte von seinem aggressiven Riffing und dem Kontrastprogramm zwischen harten, irgendwo zwischen Thrash, Melodic Death und Metalcore liegenden und gemäßigten, soli-lastigen Parts. Hie und da lag zwar in Sachen Songwriting und Struktur noch einiges im Argen, auch ermüdete die Platte bei Zeit recht schnell, jedoch hatte man unweigerlich das Gefühl, es mit einem Rohdiamanten zu tun zu haben, der lediglich ein wenig Feinschliff benötigte, damit es für die Band zum Durchbruch reicht. Aber warum klappt das auf „Echoes Of The Fallen“ nicht gut?
Zunächst, weil ANTERIOR den Härtegrad beachtlich runtergeschraubt haben, was sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar macht: Der Gitarrensound ist sehr glattgebügelt worden, „This Age Of Silence“ klang da noch um einiges aggressiver. Zweitens, weil die Gitarrenfraktion zumeist nicht mehr brettharte Thrash-Riffs spielt, wie das zum Beispiel auf dem grandiosen „The Silent Divide“, einem Track des Vorgängers, der Fall war, sondern sich meist mit fiedeligen Spielereien oder stumpfem Palm Muting begnügt. Und drittens, weil die Band aus irgendeinem Grund aufgehört hat, ihren Songs nach vorne gehende Rhythmen zu verpassen, und meistens im Midtempo ihr Glück sucht. Das klingt alles negativ? So ist es auch gemeint: Denn ANTERIOR scheinen auf „Echoes Of The Fallen“ nicht den Weg nach vorne zu suchen, sondern den Weg zum Kompromiss. So langweilen Tracks à la „Tyranny“ oder „Of Gods And Men“ mit nach Dosenmusik klingenden Riffs und austauschbaren Melodien. Selbst Vokalist Davies scheint sich im Sinne der Angepasstheit zurückzunehmen.
Man fragt sich warum: Denn stark sind ANTERIOR vor allem dann, wenn sie das Gaspedal durchtreten. „Venomous“, der vorletzte Track der Platte, macht das endlich mal vor. Hier gibt es schnelle Double-Bass-Rhythmen zu hören, Davies keift kraftvoll ins Mikro, und auch die Riffs versprühen mal einen Hauch von Aggressivität. Lichtblicke gibt es freilich auch unter den anderen Tracks: In „By Horror Haunted“ klingen die Leads von Gitarrist Kemp mal nicht belanglos, sondern akzentuiert, und schaffen so etwas Atmosphäre – gegen Ende wird das Lied sogar nochmal richtig heavy, so würde man sich das öfter wünschen. Der Rausschmeißer „Senore De Las Sombras“ macht zum Abschluss auch noch ein wenig von dem gut, was vorher fehlte.
Technisch können ANTERIOR nach wie vor einiges, jedoch mangelt es hier zumeist an der Umsetzung, denn man wird das Gefühl nicht los, dass einfach einiges an Inspiration fehlt. Und so ist „Echoes Of The Fallen“ wirklich genau das, der Klang einer Band, die eigentlich mehr drauf hat, als sie zeigt. Das neue Album ist zwar nicht sang- und klang-, aber doch etwas kraftlos, zumindest in meinen Augen. Fans von neuen In Flames, Malefice, Mercenary und ähnlich klingenden Bands sollten aber reinhören.
Wertung: 5.5 / 10