Die jungen finnischen Black Metaller der ebenso jungen Formation ANSUR haben bisher nur durch ein Demo-Release von sich hören lassen. Nach der Gründug 2003 folgten einige Besetzungswechsel und nun warten die Jungs mit ihrem Debütalbum „Axiom“ auf, das im eigenen Studio aufgenommen wurde. Dies erkennt man dem Sound auch deutlich an, der sehr individuell und räudig daherkommt.
Mit einem beinahe schwebenden Riff und mystischen Synths beginnt „Axiom“ und man bemerkt sofort den eintönigen Gesang von Espen. Hier finden sich keine Variationen im Kreischen / Shouten, sondern es handelt sich immer um ein aus der Ferne schallendes Schreien. Dies sorgt zwar für eine besondere Atmosphäre, macht den Gesang damit andererseits aber extrem ausdruckslos und einseitig. Dumpf und brutal schallen die Riffs aus den Lautsprechern, die teilweise echte Hinhörer sind. Insbesondere der zweite Track, „Post-Apocalyptic Wastelands“, sticht durch ein sehr Black’n’Roll lastiges Riffing heraus (Darkthrone lässt grüßen?). Ansonsten fehlt hier allerdings irgendwie der Höhepunkt. Das ganze läuft eintönig vor sich hin und es fällt schwer, dem Song im Riff- und Sprachgewirr eine Struktur abzugewinnen. Einzelne Abschnitte wirken extrem cool, bei anderen fragt man sich, ob man es mit Genialität oder Wahnsinn zu tun hat.
Dieses Bild setzt sich fort: Es gibt nichts wirklich Schlechtes auszumachen, aber auch nichts, was man festhalten und als großartig bezeichnen könnte. Bei einem der längeren Titel des Albums, dem ca. acht Minuten langem „Desert Messiah“, ändert sich dies überraschenderweise ein wenig: Der Track wirkt garnicht so lang und bietet viele Hinhörer – inklusive brachialem Blastbeat-Geballer. Man hat es allerdings immernoch durchgehend mit progressiv-konfusen Gitarren zu tun, denen man kaum folgen kann. Nach einigen Durchläufen lichtet sich dieser Urwald zwar etwas, aber es kam bei mir nie zu einer erkenntnismäßigen Klarheit, wo es einfach „klick“ macht und man versteht, was gemeint ist. Vieles bleibt leider einfach Stückwerk, das einzeln gut klingt, sich aber nicht so wirklich zu einem Ganzen verbinden will.
Dass sie auch anders können, zeigen die Norweger in dem bereits erwähnten vierten Stück, denn in der fünften Minute hört man ein gezupftes Gitarrenspiel, das dann sehr geil in heftiges Riffing übergeht. Danach verliert sich das ganze allerdings wieder in wirrem Durcheinander, womit es dem Hörer enorm schwer fällt, sich zurechtzufinden. Über die letzten zwei Tracks finden sich immer wieder solch brauchbare Ansätze, die wirklich zu gefallen wissen, doch dann steht man plötzlich wieder vor einem Riff, das so garnicht in die Gehörgänge gehen will. Ständige, abrupte Rhythmuswechsel machen es einem da auch nicht gerade leichter. Vor allem im letzten Track ist wieder so eine Stelle, wo man einfach nur denkt „Oh wie geil!“: Schnelles Tempo, das von einer Akkustikgitarre abgelöst wird, welche wiederum ein E-Gitarren-Solo begeleitet. Das ganze geht wunderbar ins Ohr und setzt einen super Schlusspunkt. Genau sowas motiviert dazu, dem Album doch noch einige Durchläufe zu gönnen, um ähnliche Stellen zu entdecken. Leider sind diese ziemlich rar gesäht.
Dementsprechend hin- und hergerissen, wie beim Hören des Albums, fühle ich mich auch in der Wertung. In dem ganzen lässt sich ’ne menge Potential entdecken, aber leider ist diese Suche extrem anstrengend oder die Musik einfach zu konfus. Auf meiner ANSUR-Wunschliste steht jedenfalls – neben leichterer Zugänglichkeit – vor allem ausdrucksstärkerer Gesang ganz oben. „Axiom“ ist sicher ein Anreiz, ANSUR mal im Auge zu behalten, aber eine eindeutige Kaufempfehlung lässt sich nicht aussprechen. Für Fans des progressiveren Black Metal ist es aber sicher lohenswert mal reinzuhören. Manchem gelingt es vielleicht, den Rohdiamanten beim Hören zu schleifen. Ich bin leider nicht komplett damit warm geworden und wer sich nicht extreme Mühe gibt, dem könnte das ganze ebenso schwer fallen. Fazit: Keine leichte – aber dafür sehr ambitionierte – Kost, die die hochgesteckten Ziele nicht ganz erreichen kann.
Redakteur: Sebastian Döring
Wertung: 5.5 / 10