Anomalie - Riverchild

Review Anomalie – Riverchild

  • Label: AOP (Art Of Propaganda)
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Ähnlich wie ANOMALIE 2021 mit dem leicht esoterischen „Tranceformation“ angefangen haben, machen sie drei Jahre später auf ihrem fünften Album „Riverchild“ weiter. Thematisch befasst sich die Platte mit der Donau. Der Fluss, der sich vom Schwarzwald bis in das Schwarze Meer windet und dabei auch dort durch Österreich fließt, wo Bandkopf und -körper Marrok aufgewachsen ist. Auf dem vorigen Album hatten düstere Schamanengesänge und tranceartige spirituelle Elemente eindeutig die Oberhand. Mittlerweile scheinen ANOMALIE eine Balance gefunden zu haben, die Black Metal, Folk und Rock so miteinander verbindet, dass alle zum Zug kommen.

Die Platte wird langsam und rhythmisch von „Mother Of Stars“ eingeleitet, dessen monotoner Gesang und Melodie noch am ehesten an „Tranceformation“ erinnern. Die Leadvocals werden von weiteren Stimmen untermalt, die beinahe den Eindruck eines Chors entstehen lassen. Nach dem langsamen Einstieg, geht das Album etwas schneller mit Songs wie „An Unforgiving Tide“ und „Heart To Beat“ weiter. Diese überraschen trotz Black-Metal-Elementen wie Growls und rasantem Schlagzeug mit ihrer rockigen Eingängigkeit. Marrok hat auch seine Liebe für tranceartige Gesänge offensichtlich noch nicht vollständig überwunden. Der Fokus des aktuellen Werks liegt aber zusätzlich auf melancholischen und progressiven Melodien. Die bieten dem Album einerseits mehr Tiefe, andererseits überschreiten sie auch die Grenzen des Black Metal zum Rock.

Die black-metal-lastigsten Songs auf „Riverchild“ sind „Perpetual Twilight“, „Awakening“ und „Among Shadows“. Alle drei weisen schmetternde Drums, dissonante Riffs und energische Vocals auf. „Awakening“ weckt dabei wortwörtlich das Album ein wenig auf und erinnert wieder daran, warum ANOMALIE dem Black-Metal-Genre zuzuordnen sind. „Among Shadows“ spielt dagegen mit doomigen Elementen und wechselt zwischen schwarzmetallischer Raserei und schweren, schleppenden Melodien. Die lassen das Lied zusätzlich atmosphärisch wirken. Auch hier fällt die ungewohnte Eingängigkeit immer wieder auf. Wiederholt driften die Lieder in rockige Gefilde ab, anstatt sich der Black-Metal-Finsternis vollständig hinzugeben.

Marroks Faszination für die Donau wird nicht nur in der Namensgebung des Albums deutlich, sondern auch im Titeltrack. Dieser fängt mit einem Rhythmus auf einer Akustikgitarre an, der mit einer Klangkulisse aus zwitschernden Vögeln und fließendem Wasser untermalt ist. Der Song fließt wie ein Fluss erst leicht und plätschernd los, bevor er größer und mächtiger wird und mal heftiger mit Growls, mal gemächlicher mit Klargesang durch die Lautsprecher klingt. „Thoughts“ bildet das unmetallische Schlusslicht der Platte und beschert dem Album ein stimmungsvolles Ende. Der anfangs tiefe, mystische Gesang erinnert an Type-O-Negative-Sänger Peter Steele. Die Ähnlichkeit hält jedoch nicht lange, da die Vocals nach dem düsteren Anfang höher und weiter abschweifen. Der Song lässt das Werk geheimnisvoll und folkig ausklingen.

ANOMALIE haben sich mit „Riverchild“ – wie auf „Tranceformation“ auch – mehr dem Black Metal abgewendet und immer weitere rockige und folkige Stilmittel verbaut. Das Gesamtwerk ist schön und stimmig, allerdings wünscht man sich auch hier etwas mehr Abwechslung von den spirituellen Gesängen. Wer an Mischungen aus progressiven Melodien mit Black-Metal-Elementen interessiert ist, sollte „Riverchild“ dennoch eine Chance geben und mal reinhören. Das Album ist, wie die Donau auch, trotz der scheinbar seichteren Gewässer oft auch mitreißend.

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Wertung: 7.5 / 10

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