Wie befreiend es sein kann, ein Joch abzulegen, sieht man seit Jahren ganz gut an der niederländischen Sängerin ANNEKE VAN GIERSBERGEN, szenebekannt als Frontfrau von The Gathering. Offensichtlich nicht mehr zufrieden, stieg sie vor einiger Zeit aus und widmete sich einer Solokarriere. Mit „Drive“ hat sie bereits das fünfte Album am Start, welches erneut ihre Qualitäten unter Beweis stellen soll.
Der Blick auf die Trackliste lässt zunächst mal einen einzigen Schluss zu: ANNEKE mag es gerne charttauglich, denn lediglich eine Nummer überschreitet die Vierminutenmarke, ansonsten bleibt man im Bereich „Radiolänge“. Tatsächlich klingt das Material dann entsprechend, zwar rockt die Platte schon ganz gut los, aber Ecken und Kanten vermisst man irgendwie. Die Lieder sind flüssig durcharrangiert, keine anstrengenden Rhythmuswechsel, keine verzwickten Strukturen, aber viel Eingängigkeit und locker-flockige Unterhaltung.
Zu sagen, die Lieder glichen sich wie ein Ei dem anderen, wäre mit Sicherheit zu hart gesagt, „Drive“ bietet den einen oder anderen Moment der Abwechslung und verlässt sich nicht auf eine Ballade (wie „My Mother Said“) nach der nächsten. Trotzdem geben die ersten zwei oder drei Lieder schon sehr deutlich vor, was den Hörer in den folgenden 37 Minuten erwartet und, man glaubt es kaum, dies wird auch zu nahezu 100 % erfüllt. Leicht experimentelle Gitarren, treibendes Schlagzeug, ein präsenter Bass und ANNEKEs durch und durch typischer Gesang führen durch die Lieder, die schnell ins Ohr gehen, aber leider ebenso schnell die Spannungsbögen verlieren.
Ein bisschen fehlt mir das Gefühl, welches The Gathering mit ANNEKE VAN GIERSBERGEN immer ausgezeichnet hat. Gut, wenn sie weiter solche Musik hätte machen wollen, hätte sie die alten Weggefährten nicht verlassen müssen und wenn sie sich dabei gut fühlt, dann passt es ja auch. In meinen Ohren hat sie sich damit aber keinen Gefallen getan, im Gegensatz zu Kari Rueslåtten, die einen ähnlichen Weg beschritten hat und als Gesangslegende von zwei Szenebands (Storm und The 3rd And The Mortal) Solopfade einschlug, überzeugt mich ANNEKE nicht auf ganzer Linie. Vielleicht ist es ein wenig zu glatt gebügelt, immerhin arbeitete sie im Studio mit einem Produzenten und Songwriter (Arno Krabman) zusammen, was vielleicht die Uniformität der Lieder erklären kann.
Ich persönlich bin nicht wirklich ganz überzeugt. Die Platte hat starke Momente, begrüßenswert ist vor allem, dass man sich nicht scheut, im Durchschnitt das Tempo oben zu halten, aber man merkt schon, dass ANNEKE VAN GIERSBERGEN ihren Wurzeln sehr den Rücken zugekehrt hat. Schade, mit ihrer Stimme, einer probaten Studioband und einem Produzenten, der einen wirklich guten Sound gezaubert hat, wäre sicher mehr drin gewesen. So bleibt es eine etwas fade Angelegenheit, von der ich mir insgeheim auch mehr erwartet hatte.
Wertung: 6.5 / 10
Liebe die Stimme von Anneke & viele Sachen die sie schon gemacht hat, ob nun mit The Gathering oder zB Hevy Devy, aber das aktuelle Album ist wirklich sehr sher poppig geworden. Am Ende irgendwie keineswegs schlecht oder ohne Unterhaltungswert aber das mit dem ‚mehr erwartet‘ finde ich serh passend.
Am Ende hab‘ ich natürlich trotzdem ein signiertes Exemplar dirket von ihr bestellt & werd‘ mir die Dame auch auf Tour wieder nicht entgehen lasssen, nur das alles diesmal etwas mehr wegen Anneke an sich als rein wegen der Musik ;)