Review Angtoria – God Has A Plan For Us All

Hinter ANGTORIA stecken die beiden Komponisten-Brüder Chris und Tommy Rehn sowie Sängerin Sarah Jezebel Deva, die man unter anderem von Cradle Of Filth und Therion her kennen dürfte. Auf „God Has A Plan For Us All“ wird orchestraler und symphonischer Rock / Metal geboten, der – um Vermutungen vorzubeugen – mit Bands wie Evanescence oder Within Temptation gar nichts am Hut hat. Erst war sogar ein reines Klassikprojekt geplant, aufgrund der Verbindungen und Kontakte der Drei wurden aber die Metaleinflüsse genutzt und namhafte Gastmusiker wie Dave Pybuss (Cradle Of Filth), Aaron Stainthorpe (My Dying Bride) und Richard Andersson (Space Odyssey, Time Requiem) an Board geholt. Als Produzent war Daniel Bergstrand tätig, der unter anderem auch für In Flames, Soilwork und Behemoth gemischt hat, es ist also keine Frage, dass hier ein überaus professionelles Werk am Start ist.

Es brauchte bei mir ziemlich viele Durchgänge, bis das Album wirklich zündete, anfangs bleibt nicht gerade viel vom Gehörten hängen. Man merkt recht deutlich, dass die Orchesterarrangements an der Musik der Schwerpunkt ist und die metaltypischen Instrumente eher unterstützend agieren, teilweise erinnert das Ganze an Filmsoundtracks. Das soll nun aber natürlich auch nicht bedeuten, dass die Gitarren, Bass und das Schlagzeug in den Hintergrund geraten. In einigen Stücken, wie etwa bei „I’m Calling“, wird großzügig nach vorne gerockt und die Rhythmusfraktion spielt immer eine wichtige Rolle. Über all dem thront meistens der Gesang von Sarah Jezebel Deva, die mit ihrer vollen und mächtigen Stimme fast ausschließlich in mittleren Tonlagen agiert. Das klingt zwar wirklich gut, jedoch wirkt es auf Dauer ein wenig emotionslos und hypnotisch, was diese Stimmlage eben mit sich bringt. Nur manchmal geht sie in etwas höhere Tonlagen, was gleich angenehme Abwechslung mit sich bringt. Die Stellen, an denen der Gesang der beiden männlichen Gäste einsetzt, wirkt dadurch auch ziemlich erfrischend.

Die größte Stärke von ANGTORIA zeigt sich aber vor allem dann, wenn das Symphonische und Orchestrale die Hauptrolle spielt, so etwa beim wunderschönen episch-getragenen „The Addiction“ oder dem dramatisch-bedrückenden „Original Sin“. Das hätte man hier noch ausbauen können und mehr Stücke dieser Art bringen sollen. Bei „Six Feet Under’s Not Deep Enough“ klappt das mit der Dramatik leider nicht ganz so beeindruckend, dafür ist das Lied aber einfach schön anzuhören, immer noch alles andere als schlecht. Das einzige Stück, dass ich hier als Lückenfüller bezeichnen würde, ist das recht langweilige „Do You See Me Now“, das hätte man gerne auch streichen können. Danach gehts aber nochmal gut weiter: „Hell Hath No Fury Like A Women Scorned“ treibt nach vorne und erinnert als einziges Lied von den Gesängen und Chören ein wenig an Nightwish und mit dem abschließenden „That’s What The Wise Lady Said“ wird noch eine wunderschöne Ballade inklusive Gitarrensolo geboten, was hier auch gerne öfter hätte auftauchen dürfen. Mit „Confide In Me“ steht kurz vor Schluss sogar noch ein – ausfgepasst – Coverstück des gleichnamigen Songs von Kylie Minouge! (!!). Und das ist sogar richtig gut geworden und bietet einen der wenigen harten Riffs des Albums.

Nach 50 Minuten ist „God Has A Plan For Us All“ dann zu Ende. Hervorheben sollte man an sich keines der Lieder, da das Album nur wirklich als solches funktioniert, man sollte es als Gesamtwerk sehen, hören und genießen, erst dann wird es wirklich gut. Trotzdem gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten. Dass die Produktion hier ohne Ecken und Kanten ist, mögen manche vielleicht auch bemängeln, aber ich finde, bei dieser CD und dieser Musik ist das schon gut so. Sarah Jezebel Deva könnte ihre Stimme noch mehr ausreizen und die Stimmlagen öfter wechseln. Und wenn schon eine derart illustre Runde als Gastmusiker geladen ist, dürften die ruhig auch mal ihr Können zeigen und zum Beispiel das ein oder andere Solo einstreuen, es hätte an der ein oder anderen Stelle sicherlich gepasst. So hat es aber auch sein gutes, dass sich niemand in den Vordergrund drängt und jeder banddienlich agiert. Einerseits wünsche ich mir zwar mehr metallische Momente, andererseits aber auch noch mehr Orchester-Arrangements, aber alles geht nunmal nicht. Alles in allem ist die erste ANGTORIA-Scheibe ein gutes Album geworden, dass besser hätte werden können und in nächster Zeit definitiv noch öfter in der Anlage Platz nehmen wird.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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