„Rebirth“ ist das von Fans und Presse gleichermaßen mit Spannung erwartete neue Album der Brasilianer. Skeptik war durchaus angebracht, mussten doch von 5 Gründungsmitgliedern ganze 3 ersetzt werden. Vor allem der Ausfall von Sänger und Aushängeschild Andre Matos fällt hier schwer ins Gewicht. Sind Angra jetzt überhaupt noch Angra? Kann Edu Falaschi seinen Vorgänger bei den Vocals ersetzen? Alles fragen, die sich mit dem neuen Album beantworten lassen…
Plätscherndes Wasser ist zu hören, das eine stetig in sich steigernde und lauter werdende Melodie untermalt. Gehauchte Windstöße verstärken den Effekt der Spannung, bis nach einer Minute Keyboard und Klavier den ersten wirklichen Track „Nova Era“ einleiten, wahrlich eine neue Ära für die Südamerikaner. Starkes und schnelles Drumming fällt hier gleich zu Anfang auf. Die neue Stimme am Mikro kann gleich zu Beginn überzeugen und passt wunderbar zur Musik. Kiko Laureiro spielt mit seiner Gitarre vor allem in den Soli sehr überzeugend, mit Gitarrist Nr. 2 Rafael Bittencourt und dem Bassisten Felipe Androli hat er eine schöne Melodie gezaubert, mit einem richtig guten Zusammenspiel zwischen den Instrumenten.
Nach der Eröffnung mit viel Tempo klingen melancholisch angehauchte akustische Gitarren aus den Boxen. Diese steigern sich immer mehr, bis.. ja, bis sich auch „Millenium Sun“ als kraftvolle Speednummer entpuppt. Starke Riffs mit einer klasse Unterstützung von Aquiles Priester an den Drums lassen hier viel Power aufblitzen, und Edu Falaschis Stimme klingt in allen Tonlagen kraftvoll und selbstbewusst, wieder bekommen wir hier ein starkes Lead zu hören. „Acid Rain“ beginnt mit reichlich Bombast und schönen Chören, die allgemein über die ganze Nummer voll überzeugen können. Die Geschwindigkeit wird hier ein wenig rausgenommen, dennoch eine schnelle Nummer mit viel Kraft. Überzeugende Bassriffs können hier entzücken, Rhythmus und Melodie sind auch durch das nicht minder geniale Drumspiel nicht schlechter. Der Rhythmuswechsel nach einer Akustik-Effekt-Phase tut dem ganzen keinen Abbruch, ein starkes Stück.
Bei „Heroes Of Sand“ erwartet man nach den ersten akustischen Gitarrentönen und dem sanften Gesang eine lupenreine Ballade. Doch weit gefehlt. „Heroes Of Sand“ entpuppt sich als wahrer Brecher, mit teilweise rockigen Riffs, die voll einschlagen. Außer dem wieder mal überragendem Drumming ist hier der Refrain hervorzuheben, der mit seinen Chören und Faschalis Gesang unter die Haut geht. Eines der Highlights, zwar nicht so schnell wie das bisher gebotene, aber durch die gut heraushörbare Melodie, und auch die schönen, langsameren Einschübe machen trotz des leicht kommerziellen Touches einen absoluten Hinhörer. Rasseln, Kindergesang… und eine sehr melodiöse E-Gitarre leiten die „Unholy Wars“ ein. Der Beginn ist geprägt von einem doch recht exotischem Sound, der etwas skeptisch macht. Bis dann der, mal wieder, in Bestform aufspielende Aquiles Priester ein hohes Tempo vorlegt und durch gute Gitarrenarbeit unterstützt wird. Der Rhythmuswechsel im Mittelteil des Songs tut dem gut, der tief gestimmte Rhythmus klingt angenehm. Mich konnte der erneute Rhythmuswechsel gegen Ende nicht begeistern, das klingt dann doch alles sehr künstlich und komisch. Die selten verstreuten Chöre sind auch hier wieder schön anzuhören, aber insgesamt fällt „Unholy War“ gegenüber dem Rest des Feldes etwas ab, wenn es auch sicherlich kein schlechter Song ist.
Sanft angehauchte Streicharbeit mit träumerischen Backgrounds erwarten den Hörer beim Titeltrack. Falaschi präsentiert seine Stimme in absoluter Bestform, und dominiert hier das Geschehen, wird von wunderschönen Chören auch noch super unterstützt. „Rebirth“ ist eine klasse Nummer, die sehr balladesk beginnt, sich dann in einen Midtempo-Rocker steigert und immer schneller wird. Ein starker Aufbau, der hier wieder ein brillantes Solo von Kiko Laureiro zu bieten hat. Nach dem sanften Ausgang von „Rebirth“ geht es hart auf hart weiter. „Judgment Day“ lässt keinen Freiraum zum Verschnaufen und bietet mit den Killer-Bassriffs und der Melodie, die durch die Gitarren und vor allem die Drums hier sehr gut rüberkommt einen Headbanger der langsameren Sorte, der aber der aber zeitweise auch etwas aufs Gaspedal drückt. Ein Midtempo-Reißer, der teilweise sogar etwas Endzeit-Stimmung aufzubringen vermag. Eine bombastische Speednummer ist „Running Alone“. Gleich zu Beginn werden die Chöre durch starkes Drum & Bass-Spiel unterstüzt, bis auch Falaschi wieder seinen Einsatz hat. Den Abschluss markiert die gute Halbballade „Visions Prelude“, mit sehr atmosphärischem und sich stetig steigerndem Klavierspiel.
Insgesamt ein Album, das immer Spannung behält und deshalb auch durchweg kurzweilig bleibt. Jedenfalls bleibt die Erkenntnis – Angra ist immer noch Angra. Das ist jetzt zwar Geschmackssache, aber der neue Sänger steht seinem Vorgänger in nichts nach. Über die gesamte Distanz kommt ein kraftvolles Drumming und starkes Gitarren- und Bassspiel aus den Boxen. Für alle Fans von Speed und Power Metal deshalb eine sichere Empfehlung.
Wertung: 8 / 10