ANGELCORPSE sind ein Institution im blasphemischen Death Metal und besitzen absoluten Kultstatus, nicht zuletzt weil sie sich nach dem dritten Longplayer „The Inexorable“ auflösten. Pete Helmkamp ging bekanntlich zu den „War-Metallern“ Revenge mit denen er, im wahrsten Sinne des Wortes, einige Alben einrumpelte. Zudem hat er noch ein Projekt namens Feldgrau, welches eher in die Industrialecke gehört und ANGELCORPSE-Freunden eher weniger gefallen dürfte. Nun ist es aber soweit, Reunion Nummer 39.152 stand an und dieses Mal war es dann an ANGELCORPSE zu zeigen, was man noch drauf hat bzw. nicht verlernt hat.
Um musikalische Trends haben sich ANGELCORPSE nie was geschert. Die Amis gingen immer ihren Weg und setzten ihre musikalische Visionen um, ohne auch jemals daran zu denken sich irgendwas oder irgendwem zu beugen. So „unpopulär“ klang dann auch ihre Musik und die Zielgruppe war schnell festgesteckt. Wer auf alten amerikanischen Death Metal der Marke Morbid Angel, Immolation oder auch Incantation steht, wird an ANGELCORPSE seine helle Freude haben. So verwundert es dann wenig, dass auch „Of Lucifer And Lightning“ gleich wieder an die Morbid Angel der slimey Ära erinnert, seinerzeit bereits ein Qualitätsmerkmal nicht nur für eben Morbid Angel, sondern auch für ANGELCORPSE. Ich möchte der Band nicht ihre eigene Identität absprechen, beileibe nicht, aber der Einfluss ist einfach unüberhörbar. Pete Helmkamp scheint das ewige Gekrächze bei Revenge auf die Stimmbänder geschlagen zu haben, so klingt er hier doch um einiges heiser als noch Ende des letztes Jahrhunderts. Musikalisch kommt das Ganze weniger brutal daher im Vergleich zu den bisherigen Werken. Geknüppelt wird immer noch, darin liegt nicht das Problem, aber immer öfters schaltet John Lengstreth doch einen Gang zurück um dem Gitarrenspiel von Gene Palubicki seinen Lauf zu lassen. Auch das habe ich anders in Erinnerung. Ansonsten sind die Veränderungen nur marginal. Auf neun Songs, innerhalb von 36 Minuten bieten ANGELCORPSE das wofür sie stehen und was sie am besten können.
Über die Texte kann ich nichts sagen, die lagen der Promoversion nicht bei, aber auch hier scheint auf Altbekanntes zurückgegriffen geworden zu sein. Für die Szenepolizei gibt es also Entwarnung. Trotzdem empfehle ich auch Fans der Band vorher reinzuhören, denn das Maximum haben die Engelsleichen leider nicht aus sich rausholen können. Insgesamt klingt das Soundmaterial manchmal etwas uninspiriert und die eine oder andere Nummer verkommt eher zu netter Hintergrundmusik als Nacken zu brechen, auch dank einer Produktion, die mir nicht unbedingt zusagt. Doch Nummern wie „Thrall“ oder „Shining One“ lassen dann doch wieder das Death Metal-Herz höher schlagen. So werden die einen die Band mit offenen Armen empfangen, die anderen werden nur (wieder) die Nase rümpfen. ANGELCORPSE sind einfach eine Band, die nur wenige anspricht und das ist vielleicht auch gut so. Insgesamt ist es ein gelungenes Comeback. Willkommen zurück.
Wertung: 7 / 10