ANDRE MATOS hat sich als Sänger der Bands Angra und Shaman und durch Gastspiele bei Avantasia einen Namen gemacht. Anhängern des 80er-Metal dürfte eventuell sogar noch seine erste Band Viper ein Begriff sein. Seit 2006 bewegt sich Matos aber bevorzugt auf Solo-Pfaden und hat in der Zeit bereits zwei Werke veröffentlicht, die von der Presse auch soweit wohlwollend aufgenommen wurden. Nun hat er mit diesem Projekt den dritten Longplayer „The Turn Of The Lights“ am Start, und wie es ja so oft heißt, ist dieser maßgebend für den weiteren musikalischen Erfolg.
Die Grundlage von ANDRE MATOS‘ Sound ist Melodic Metal, den der Brasilianer gerne mit progressiven Arrangements und Elementen des Power Metal garniert. In erster Linie leben seine Kompositionen aber von ihren einprägsamen Melodien und eingängigen Höhepunkten. Doch da muss man auf „The Turn Of The Lights“ einige Abstriche machen. Schon beim Opener „Liberty“ verfolgt einem das Gefühl, dass hier einfach die gewohnte Intensität fehlt. Mit dem von genialen Riffs geführten, auf unterschiedlichen Emotionen aufbauenden und mit einem starken Bridge-Refrain-Konstrukt gekrönten „Course Of Life“ geht die Qualitätskurve dann stark nach oben. Bei dem allgemein gefühlvoller und progressiver arrangierten „The Turn Of The Lights“ kann man sich noch von dem intensiven Höhepunkt treiben lassen, aber sonst fehlen auch hierbei schon die benötigten Haken, um den Song für längere Zeit in den Gehörgängen zu halten.
Und das ist auf „The Turn Of The Lights“ leider auch die durchängige Marschroute. Wir haben es mit einem ständigen qualitativen Auf und Ab zu tun. Bei „Gaza“ lässt Matos der Romantik freien Lauf, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist, aber in der melodisch-emotionalen Art der Umsetzung gut funktioniert. Doch danach kommen mit „Stop!“, „On Your Own“ und „Unreplaceble“ gleich drei ziemlich aktzentlose Tracks nacheinander, die bestenfalls eine nette Hintergrundberieselung darstellen. Keine Ahnung, was sich der gute Andre dabei gedacht hat. Mit dem peppigeren „Oversoul“ geht es wenigstens wieder aufwärts, und mit „White Summit“ folgt eine weitere schöne Ballade. Ein Albumhöhepunkt erwartet uns noch einmal mit dem energievollen „Light-Years“, bevor das Album mit einer weiteren Ballade und einem Coversong ziemlich langweilig und seicht ausklingt.
Zumindest handwerklich kann man ANDRE MATOS und seinen Mitstreitern, die zumeist auch schon in früheren Bands mit ihm zusammengearbeitet haben, nichts vorwerfen. Die technische Leistung aller Beteiligten ist einwandfrei. Und Andres Stimme hat noch nichts von ihrer Klasse und Variablität verloren. Die Krux bei diesem Album liegt beim Songwriting.
Alles in allem ist der dritte Auftritt von ANDRE MATOS mit seinem Solo-Projekt doch eher durchschnittlich. Die wenigen herausragenden Songs können das Album nicht alleine retten. So kommt „The Turn Of The Lights“ nicht annähernd an das gute Debüt „Time To Be Free“ heran und dürfte in der Masse an Veröffentlichungen weitestgehend untergehen. Wir wollen hoffen, dass die hier gezeigte Kompositionsleistung doch nicht maßgebend für ANDRE MATOS‘ Zukunft sein wird.
Wertung: 6 / 10