Review Ancst – Ghosts Of The Timeless Void

  • Label: Lifeforce
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Von den zahlreichen Liebschaften, die der Black Metal bereits mit anderen Genres eingegangen ist, kann man jene mit dem Hardcore Punk wohl als eine der beständigsten betrachten. Die Gemeinsamkeiten sind schließlich nicht von der Hand zu weisen: Beide Stilrichtungen sind ihrem Wesen nach kompromisslos, folgen einem DIY-Credo und gehen mit den Ohren ihrer Hörer alles andere als behutsam um. Kaum eine Band hat die Grundsätze dieser trotz allem recht unterschiedlichen Musikgattungen derart verinnerlicht wie ANCST, die seit 2012 – ganz im Sinne des Underground-Ethos – unermüdlich EPs, Splits etc. veröffentlichen. Nach diesen größtenteils eher kurzen Veröffentlichungen gibt es mit „Ghosts Of The Timeless Void“ nun auch mal wieder eine Full-Length-Platte der Blackened-Hardcore-Truppe.

Die sich möglicherweise bei manchen Skeptikern breitmachende Befürchtung, der wutentbrannte Stil des Quintetts funktioniere nur auf kurze zeitliche Distanz, erweist sich zum Glück schnell als unbegründet. Auch auf ihrem zweiten vollwertigen Album muten ANCST ihren Hörern nie zu viel zu, obwohl die Jungs keine einzige ihrer Ecken und Kanten abgerundet haben. Eine knappe Dreiviertelstunde lang schreit Sänger Tom mit seinen heiseren, kratzigen Hardcore-Shouts gegen einen gnadenlosen Hurricane aus rohen Tremolo-Gitarren und Blast-Beat-Dauerfeuer an und geht dabei bis an die gefühlte Schmerzgrenze.

Bis auf ein paar Stellen, an denen zur Abwechslung in etwas tieferen Tonlagen gebrüllt wird, sind die Vocals leider ein wenig monoton, was jedoch bis zu einem gewissen Grad wohl der kratzbürstigen Produktion geschuldet ist. Im instrumentalen Bereich finden ANCST hingegen den perfekten Mittelweg zwischen ihren beiden stilistischen Polen. Während sich manche der Songs durch ihr überraschend episches, schwarzmetallisch geprägtes Gitarrenspiel auszeichnen („Dying Embers“), wird in anderen hemmungslos die Hardcore-Keule geschwungen und ungestüm nach vorn geprescht („Concrete Veins“).

Anders als die meisten modernen Black-Metal-Kapellen verzichten ANCST auf „Ghosts Of The Timeless Void“ gänzlich auf Post-Rock-Einsprengsel – mit Ausnahme des äußerst dramatisch aufgebauten, mit melancholischen Clean-Gitarren gespickten „Dysthymia“. Dass die Deutschen ihre auswärtigen Einflüsse in dieser einen Nummer kanalisieren, macht sie einerseits zu einem interessanten Angelpunkt der Platte, verdeutlicht andererseits aber auch, dass ANCST selbst ohne derlei Experimente wunderbar zurecht kommen. Davon abgesehen, dass Tracks wie das brachial hämmernde, zum Headbangen geradezu zwingende „Unmasking The Imposters“ bereits für sich genommen unglaublich mitreißend sind, ist auch die wuchtige, organische Produktion ein wahrer Ohrenschmaus, insbesondere bezüglich des herrlich fülligen Schlagzeugsounds.

Letztendlich sind die einzigen zwei Punkte, die man ANCST auf ihrer zweiten Platte vorhalten könnte, die Eintönigkeit des Gesangs und die bisweilen etwas zu kurz kommende Eingängigkeit der einzelnen Songs. Beides wirkt sich jedoch in derart geringem Maß aus, dass man es, ohne nachzudenken, vernachlässigen kann. „Ghosts Of The Timeless Void“ begeistert vor allem dadurch, dass es ANCST darauf gelungen ist, den perfekten Schnittpunkt zwischen fast schon erhabenem Black Metal und markerschütterndem Hardcore zu finden. Dabei sind ein paar echt starke Tracks herausgekommen, die die Hörer aus beiden Lagern im Sturm erobern sollten.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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