Eigentlich sollte man meinen, dass die Mitglieder einer so gehypten Musikgruppe wie Uada schon mit ihrer Hauptband hinreichend beschäftigt sind. Andererseits unterscheidet die Lahmlegung der Musikbranche durch das Coronavirus natürlich nicht nach Bekanntheitsgrad. So erscheint es dann doch nicht mehr ganz so unmöglich, dass Uada nicht nur unlängst ihre aktuelle Platte „Djinn“ vorgelegt haben, sondern kurz darauf Sänger Jake Superchi mit Ceremonial Castings eine Neuversion von „Salem 1692“ (2008) nachreichte und Gitarrist James Sloan mit „Black Mirror Reflection“ das Debüt seiner Zweitband Svabhavat herausbrachte. Noch neugieriger macht Sloan jedoch mit seinem neuen Depressive-Black-Metal-Soloprojekt ANACHITIS, dessen erste Veröffentlichung „The Sorcerer‘s Sorrow“ ebenfalls zeitnah erschienen ist.
Während andere Black-Metal-Interpreten in ihren Nebenprojekten mehr oder minder die gleiche Musik spielen und damit an deren Sinnhaftigkeit zweifeln lassen, distanziert Sloan sich in ANACHITIS deutlich von seinem Schaffen mit Uada. Wie vom Erdboden verschluckt sind seine unbändigen, teils fast schon triumphalen Riffs, die mit ein Markenzeichen seiner Hauptband sind. An ihrer Stelle stehen auf „The Sorcerer’s Sorrow“ zutiefst trostlose Songs, die sich in ihrer Trübsal meist im getragenen Mid-Tempo verharren.
Wie es im Depressive Black Metal Brauch ist, schreit Sloan mit mitleiderregend heiserer Stimme verzweifelt ins Mikro, kontrastiert seine atemlosen Screams aber auch mit stoischen, geisterhaft hallenden Clean-Vocals. Niederschmetternde Blast-Beats und Riffs finden sich in den Songs zwar immer wieder, letztlich prägen sich aber doch hauptsächlich die sich qualvoll dahinschleppenden Passagen ein. In ebendiesen Abschnitten verdichtet ANACHITIS die triste Atmosphäre des Albums mit minimalistischen, einsam widerhallenden Keyboardtönen („Athamé Of Flame“).
Kompositorische Höhepunkte lassen die in ihrer Tristesse zwar konsistenten, jedoch nicht wirklich herausragenden Stücke zwar kaum erkennen, aber es gibt sie – zum Beispiel das überraschend verspielte, beinahe leichtfüßige Gitarrensolo in „Drowned In The Spring Of Life“ und die besonders unheilvollen Leads in „The Sleepless Eye“. Im Gegensatz zu dem teilweise eher mittelmäßigen, insgesamt aber stimmigen Songwriting ist die Produktion leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie. In typischer Underground-Manier klingt „The Sorcerer’s Sorrow“ mit seinem Low-Fi-Sound unscharf, dumpf und damit genau wie das „Bedroom-Black-Metal“-Projekt, das ANACHITIS nüchtern betrachtet nun einmal ist.
Wie es scheint, hat James Sloan momentan einfach kein Glück, wenn es um den Sound seiner Alben geht. Nach dem Fiasko um den verlorenen Final-Mix von „Djinn“, das Uada dazu zwang, sich mit einem plumpen, unausgegorenen Endprodukt zufriedenzugeben, ist die Klangqualität auch auf „The Sorcerer’s Sorrow“ der gravierendste Kritikpunkt. Im Gegensatz zu „Djinn“ hat Sloan seine eigenen Songs für ANACHITIS allerdings nicht unnötig aufgebauscht, sondern sie sogar mit einigen durchaus interessanten und stimmungsvollen Elementen versehen. Den ersten Output seines Solotrips kann man zwar nicht vorbehaltlos weiterempfehlen, wer sich eine Dreiviertelstunde lang schlecht fühlen möchte, könnte dafür jedoch auch eine deutlich schlechtere Musikauswahl treffen.
Wertung: 6 / 10