Review Amorphis – Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)

Unermüdlich touren AMORPHIS durch die Welt – doch nach „Forging The Land Of Thousand Lakes“ (2010) wurde ganze elf Jahre lang keine Show mehr in Bild und Ton festgehalten und veröffentlicht. Zwar wurde der „Tour-Edition“ von „Under The Red Cloud“ (2017) der Mitschnitt „An Evening With Friends At Huvila“ beigegeben, und 2021 erschien mit „Live At Helsinki Ice Hall“ ein offizielles Live-Album – beides waren aber reine Audio-Releases. Eine DVD (beziehungsweise Blu-Ray) blieben die Finnen ihren Fans weiterhin schuldig.

Mit „Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)“ wird dieses Versäumnis nun endlich ausgeräumt – dieses Package enthält nämlich Audio-CD und Blu-Ray. Um die Rundum-Vollbedienung, die das Fan-Herz höher schlagen lässt, handet es sich trotzdem nicht. Denn wie das etwas lieblos einfach grün gefärbte „Queen Of Time“-Artwork und der Titel andeuten, handelt es sich um die Live-Darbietung des gesamten Albums von 2018 – allerdings ausschließlich und vor allem nicht (wie der Titel glauben machen könnte) im Rahmen eines Konzertes.

Mitgeschnitten wurde im Club Tavastia in Helsinki am 22. Juni 2021. Man braucht (noch) keine Geschichtsbücher, um sich zu erinnern, dass die Performance damit in die Hochphase der Corona-Pandemie fiel, in der Konzerte in Europa quasi nicht möglich waren. Entsprechend fand die Darbietung auch nicht etwa im ausverkauften, sondern im menschenleeren Tavastia statt. Zu hören sind also AMORPHIS in all ihrer Perfektion, und das in Bild wie Ton absolut fachmännisch eingefangen – aber ohne Publikum und damit ohne jedwede Atmosphäre. Als Live-Album geht diese Veröffentlichung also kaum durch.

Auch sonst ist „Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)“ eher enttäuschend: So beschränken sich AMORPHIS beispielsweise auf die zehn Songs der Standard-Edition des Albums. Nach einer knappen Stunde ist also schon wieder Schluss – auf die Bonustracks „As Mountains Crumble“, „Brother And Sister“ und „Honeyflow“ wartet man vergeblich, auf sonstiges Material sowieso. In Anbetracht der Tatsache, dass man die Highlights des aktuellen Album allerdings bereits – und das mit fantastischer Live-Atmosphäre – auf „Live At Helsinki Ice Hall“ gehört hat, ist das wenig aufregend. Zumal auch das Videomaterial ohne freudig erregte Gesichter, gereckte Hände und eine irgendgeartete Form der Interaktion mit einem Publikum schnell seinen Reiz verliert – da mögen Bildqualität, Lightshow und Performance noch so gut sein.

Hätten AMORPHIS nicht eben erst „Live At Helsinki Ice Hall“ veröffentlicht – man könnte sich über diesen Release zumindest ein wenig freuen. Mit dem nach wie vor aktuellen, nahezu perfekten Live-Album im Schrank wirkt „Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)“ leider wie Geldmacherei: War es direkt nach der Pandemie noch nachvollziehbar, dass einige Bands ihre „Live im Studio“-Shows auch auf Tonträger veröffentlichen wollten, ist es im Jahr 2023 – mit einer revitalisierten Live-Kultur kaum nachvollziehbar, warum ausgerechnet diese tristen Veranstaltungen nochmal in Erinnerung gerufen werden. Natürlich liefern AMORPHIS auch diesmal astrein ab – im konkreten Fall sorgt das aber nur dafür, dass die Unterschiede zu den Studioversionen noch marginaler werden. Als Bonus in einer erweiterten Box-Edition von „Live At Helsinki Ice Hall“ wäre diese CD/Blu-ray gut aufgehoben gewesen. Das Profil für einen eigenständigen Release hat dieses Material hingegen nicht.

Wer nicht unbedingt alles von AMORPHIS im Schrank stehen haben will, kann auf „Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)“ getrost verzichten und stattdessen entweder zum letzten richtigen Live-Album greifen – ansonsten tut es die Studio-Version des Albums genauso. Insbesondere die Vinyl-Edition (in beiden verfügbaren Versionen schön bunt, aber ohne Blu-ray!) ist allenfalls zu Deko-Zwecken zu empfehlen. Aber auch die CD/Blu-ray-Version kann man nicht als echtes Live-Video durchgehen lassen – selbst mit bald 15 Jahren auf dem Buckel ist die bereits erwähnte „Forging The Land Of Thousand Lakes“-Box ohne jeden Zweifel die weitaus bessere Wahl.

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Wertung: 5 / 10

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