Review Amorphis – Eclipse

„Eclipse“ wurde von vielen mit großer Spannung erwartet, schließlich haben AMORPHIS einen Sängerwechsel hinter sich. Pasi Koskinen hat die Band verlassen und Tomi Joutsen heißt der neue Mann am Mikrofon. Positiv ist hier schon mal, dass er nicht einfach ein Pasi-Klon ist, sondern seinen eigenen Gesangsstil hat. Ganz so einzigartig wie sein Vorgänger klingt Tomi nicht, sein Klargesang lässt sich eher als typisch finnischer Gothic Metal-Sänger einordnen. Das wird womöglich für Diskussionen innerhalb der Fangemeinde sorgen, ich finde aber, er steht Pasi in nichts nach. Im Gegenteil, er klingt sogar kraftvoller und angenehmer. Und, was viele erfreuen dürfte: Die Growls haben den Weg zurück in den Sound gefunden!

Nach den in der Hörergemeinde umstrittenen Vorgängern „Am Universum“ und „Far From The Sun“ gehen AMORPHIS einen Schritt zurück und rocken wieder wie vor zehn Jahren. „Two Moons“ legt gleich mit einem rockigen Riff inklusive Amorphis-typischen Keyboardklängen los und überrascht mit dem teils tiefen Gesang des Neusängers. Die Grundstimmung ist dabei noch mehr typisch finnisch als zuvor, will heißen, dass immer eine gewisse melancholische Note im Hintergrund mitschwingt. Bei „Leaves Scar“ werden erstmals auf diesem Album die zurückgekehrten Growls eingesetzt, die sich mit dem cleanen Gesang wunderbar ergänzen. Ein bisschen schleicht sich sogar der melodische Death Metal wieder mit ein, den heutzutage noch Bands wie Noumena oder Insomnium in dieser Form spielen. Das vorab ausgekoppelte und sehr ohrwurmige „House Of Sleep“ ist also ebenso wie auch „Empty Opening“ ein gänzlich unpassender Repräsentant für „Eclipse“, denn die Lieder gehen als typische Gothic Rocker durch, die instrumental und gesanglich auf einem der letzten Sentenced-Album stehen könnten und damit die einfachsten Stücke der Scheibe ist.

Der Mittelteil mit den Liedern 5 bis 7 wirkt dann, auch durch die nahtlosen Übergänge, wie ein einziges langes Stück und stellt den Höhepunkt des Albums dar. „Under A Soil And Black Stone“ beginnt erst als ruhige Ballade mit akustischen Gitarren und leichtem Kitschansatz, wächst dann aber zu einem rockigen Stück mit klasse Melodie. „Perkele (The God Of Fire)“ ist dann wohl das rauste Lied hier, Tomi brüllt aggressiv ins Mikro und die Gitarrenfraktion agiert ungewohnt tief, schwer und düster. Aufgelockert wird es durch einen schmerzerfüllten, aber sanften Gesang zwischendurch. Bei „The Smoke“ übernimmt dann das Keyboard die Fürhung durch den Song, hält sich aber an entscheidenden Stellung zurück und lässt die Gitarren sowie – natürlich – den zwischen Klar- und Growlgesang pendelnden Tomi im Vordergrund ihre vollen Stärken ausspielen. Die hier gebotene Melodie setzt sich übrigens bedrohlich fest, man kann sie schon einfach als „schön“ bezeichnen.“Brother Moon“ zeigt dann noch eine weitere Seite des Albums. Hier kommt starker Folklore-Einschlag zum Vorschein, der bei den restlichen Songs zwar dezent angedeutet wird, aber stets nur eine kleine Rolle spielt.

Ich kann es eigentlich gar nicht oft genug erwähnen: Tomi Joutsen ist ein absoluter Gewinn für AMORPHIS und hat ein breites Gesangsspektrum, das er je nach Laune und Stimmungslage des Liedes entsprechend einsetzt. Stellenweise mag er gar ein wenig nach einem Alternative Rock-Sänger klingen, und das passt an den jeweiligen Stellen einfach perfekt, auch wenn es sich etwas komisch lesen mag. Manche mögen sich daran stören, dass die Musik auf „Eclipse“ im Gesamten ein wenig an Biss vermissen lässt, was ich hier aber absolut nicht vermisse, da es so wie es ist einfach herrlich klingt. Zum „back to the roots“-Charakter passt auch, dass AMORPHIS wieder ein Konzeptalbum geschrieben haben, dass einen Teil der Kalevala behandelt. Natürlich geht man aber nicht komplett zurück zu den Wurzeln, sondern hat sich auch mit „Eclipse“ weiterentwickelt, nicht zuletzt verleiht dem Album ja auch der neue Sänger einen eigenen Charakter in der Discografie der Truppe. In eine genaue Schublade lassen sie sich auch weiterhin glücklicherweise nicht zwängen und verarbeiten, wie bereits erwähnt, vielseitige Einflüsse aus verschiedenen Stilrichtungen.

Für alle, denen „Am Universum“ und „Far From The Sun“ also zu langweilig war (oder aus welchen Gründen auch immer nicht gefallen hat) und sich eher an Scheiben wie der „Elegy“ oder auch an Sentenced erfreuen können, ist eine Anschaffung der „Eclipse“ mehr als ratsam.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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