Review Amon Amarth – Berserker

Bei wenigen Bands ließ sich stets so gut vom Artwork auf die Musik schließen wie bei AMON AMARTH: Je uninspirierter die Alben wurden, umso ideenloser und kitschiger wurden auch die Cover. Die Vorzeichen für das elfte Album „Berserker“ könnten also kaum schlechter stehen: Nicht nur, dass die Umsetzung im hyper-realistischen Kinoplakatstil noch kitschiger ist als das comichafte „Jomsviking“-Cover (+/). Auch das Motiv ist wenig individuell – so wenig, dass man es in erstaunlich ähnlicher Ausführung bereits von Asenblut (2016) oder Beast In Black (2017) kennt. Ironischerweise übrigens in beiden Fällen ebenfalls unter dem Titel „Berserker“.

Musikalisch ist der Stil von AMON AMARTH nach zehn Alben in etwa so gut definiert wie der Urmeter. Wer die Band immer schon ohne wenn und aber abgefeiert hat, kann deswegen an dieser Stelle auch zum Online-Shop seines Vertrauens wechseln und auch dieses Album bestellen. Für alle, die etwas tiefer in die musikalische Welt der „Berserker“ eintauchen wollen, empfielt sich aber natürlich, weiterzulesen.

Fakt ist: AMON AMARTH klingen auch 2019 noch nach AMON AMARTH. Für diese Erkenntnis braucht man diesmal allerdings überraschend 35 Sekunden – exakt so lange dauert nämlich das Akustikgitarrenintro, mit dem die Schweden „Fafner’s Gold“ beginnen lassen. Viel zur Atmosphäre trägt das allerdings nicht bei, zumal der Song anschließend erfreulich oldschoolig daherkommt und mit einem Direkteinstieg der Gitarren sicher nicht schlechter gekommen wäre: Stilistisch irgendwo zwischen „With Oden On Our Side“ und „Versus The World“ setzen AMON AMARTH hier sowohl bei den Riffs wie auch beim merklich roheren, direkteren Gitarren- und Schlagzeugsound wieder mehr auf Death-Metal-Flair denn auf überproduzierten Kitsch.

Auch die Songs als solche klingen nicht mehr ganz so glatt wie zuletzt – im Gegenteil. Bisweilen wirken die Stücke sogar etwas ungeschliffen, um nicht zu sagen unausgereift. Die Single „Raven’s Flight“ ist hier ein gutes Beispiel. Wäre der Song als Dreiminüter ein schicker Death-Metal-Klopper gewesen, erhöhen AMON AMARTH mit ziellosem Gedüdel, Part-Wiederholungen und einer effektheischenden Rückung auf fast die doppelte Länge. Überhaupt wird gerne gerückt: Viel mehr als dieses ja doch eher triviale Stilmittel fällt AMON AMARTH dann aber auch nicht ein, um ihren Songs ein Extra an Dramatik zu verleihen. So bleiben viele Songs erschreckend blass oder klingen im besten Fall schon mal gehört – wie etwa „When Once Again We Can Set Our Sails“, das fast nach einem Medley aus „Fate Of Norns“- und „With Oden …“-Nummern klingt und damit immerhin zu den Höhepunkten von „Berserker“ gehört.

Was nicht heißt, dass AMON AMARTH nicht auch das eine oder andere Experiment wagen. Und wer AMON AMARTH kennt, weiß, dass das nicht immer eine gute Idee ist. So sind Klavier (als Outro von „Valkyria“), Streicher („Into The Dark“) oder Akustikgitarre (etwa als Intro von „Ironside“) durch die Bank unbeholfen vorne oder hinten an die Songs angestückelt und somit so plump wie verzichtbar. Auch der Chor (!) in letztgenanntem Song wirkt eher bemüht als organisch und das Beste an Heggs Klargesang (!!) ist der fraglos mächtige Übergang zurück zu den Growls.

Am Ende ist „Berserker“ ein AMON-AMARTH-Album. Totalausfälle oder Peinlichkeiten wie zuletzt der unsägliche Gastauftritt von Doro sind auf „Berserker“ nicht zu verzeichnen; wirkliche Hymnen jedoch (außer vielleicht „Wings Of Eagles“) ebensowenig. Dass sich AMON AMARTH diesmal eher an ihren älteren denn an den letzten Alben orientiert zu haben scheinen, tut dem Riffing und vor allem dem Sound gut – leider verblasst dieser Effekt spätestens zur Hälfte des Albums, übrig bleibt recht uninspiriertes Songmaterial. Schade – etwas konsequenter durchgezogen und mit etwas mehr Mut oder kreativer Frische hätte „Berserker“ mit seinem Oldschool-Vibe auch nochmal ein vielleicht nicht innovatives, aber zumindest knackiges Death-Metal-Album werden können. So bleiben abschließend nur zwei Aspekte wirklich positiv zu vermerken: Das rundum misslungene Artwork-Titel-Konzept hatte Schlimmeres erwarten lassen – und keine Doro, weit und breit.

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Wertung: 7 / 10

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