Review Amaranthe – Maximalism

Rap und Metal sind gewissermaßen Todfeinde, dennoch haben Bands wie Korn, Bodycount oder Rage Against The Machine die beiden Genres in den 90er Jahren einander erfolgreich näher gebracht. Vergleichbare Versuche mit Pop sind bisher hingegen kläglich gescheitert, wie beispielsweise am gemeinhin geächteten Album „We Rule The Night“ von Sonic Syndicate zu beobachten war. Dennoch erscheinen nun die schwedischen Pop-Metaller AMARANTHE mit ihrem vierten Full-Length „Maximalism“ zurück auf der Bildfläche und – so viel sei vorweggenommen – die kontroverse Symbiose ist ihnen abermals nicht im Geringsten gelungen.

Dass aufgeschlossene Hörer sowohl mit Pop als auch mit Metal etwas anzufangen wissen, ist gewiss keine Seltenheit und sogar zu befürworten, sodass das Vorhaben von AMARANTHE nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Vielmehr liegt ihr Misserfolg darin begründet, dass sie aus beiden Bereichen nur das Schlechteste in ihren Sound aufnehmen. Da hätten wir auf der einen Seite stumpfes, in den Rhythmusbereich verbanntes Gitarrenspiel, gegen das selbst Rammstein wie spieltechnische Virtuosen wirken, das ebenjenen im Kontext aber wesentlich besser zu Gesicht steht, und gelegentliche Screams, die jedoch selbst in den kraftvolleren Tracks („Fury“) nie wirklich aggressiv klingen.
Demgegenüber stehen die entnervenden, allzu perfekt glattgebügelten Vocals von Elize Ryd und die noch viel schlimmeren, aalglatten, an schlechten Italo-Pop erinnernden Gesänge von Jake E. Lundberg. Die Instrumentalisierung ist bei AMARANTHE zwar nicht gerade spannend, aber an sich gar nicht mal so furchtbar – mal abgesehen von den aufdringlichen Electro-Keyboards wie zum Beispiel den Trance-Elementen im Opener „Maximize“ oder das Gequietsche im kitschigen „Break Down And Cry“. Was den klinisch überproduzierten Tracks, die selbstverständlich alle brav zwischen drei und vier Minuten lang sind, wirklich das Genick bricht, ist die Tatsache, dass die Vocals (wie im Pop üblich) im Vordergrund stehen.
Egal ob nun der ätzende Almhütten-Party-Gesang in „On The Rocks“, die pathetischen Vocals in „Limitless“ oder die übertrieben theatralischen Gesänge in „Supersonic“, nicht ein Song von AMARANTHE vergeht, ohne dass man am Liebsten peinlich berührt weghören möchte. Der Bass ist nicht zu hören, das Drumming ermüdend simpel und in „That Song“ so dreist von Queens „We Will Rock You“ abgekupfert, dass man dem schwedischen Sextett nur zu gerne ein Plagiat unterstellen würde. Der Musik entsprechend stupide sind auch die Texte, die sich im wesentlich um Party machen („21“) und infantiles Rebellieren („Boomerang“) drehen.

Die Frage, die sich wohl jeder schon bei ihrem Debüt gestellt hat, können AMARANTHE auch auf „Maximalism“ nicht beantworten: Warum richten sich die Schweden überhaupt an ein Metal-Publikum? Die Metal-Elemente in ihrer Musik sind weder zahlreich noch qualitativ genug, um diese Selbstdarstellung zu rechtfertigen, der Pop-Anteil ist weitaus präsenter, aber leider von jener kurzlebigen Sorte, die für ein paar Wochen die Charts belagert und dann wieder sang- und klanglos ins Nichts verschwindet. Wer ein Mindestmaß musikalischen Anspruchs voraussetzt, wird mit „Maximalism“ nicht glücklich werden, maximal ist hier allenfalls der Drang, sich die Ohren zuzuhalten.

Wertung: 2.5 / 10

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