Am Puls der Szene – Vol. V


Es gibt Labels wie Nuclear Blast oder Century Media, die mit ihren Veröffentlichungen die Szene dominieren können, da sie die größten Bands beheimaten. Es gibt kleinere Labels wie Van oder Relapse bei denen der Name als Gütesiegel gilt.

Doch gerade abseits der vielen großen, kleinen und Kleinstlabels brodelt es gewaltig. Denn eines der herausragendsten Merkmale der Metalszene ist der unheimlich aktive und produktive Underground. Hier veröffentlichen (relativ) unbekannte Truppen gute und mittelmäßige Scheiben, Rohkrepierer aber immer wieder auch grandiose Platten, die gehört werden müssen.

Wir von Metal1.info wollen diesem genialen Untergund Rechnung tragen und bringen euch in unserer Kategorie „Am Puls der Szene“ Veröffentlichungen abseits der Labels näher – gute wie schlechte.


Blakylle - Wo uralte Wasser fließen

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BLAKYLLE machen mit ihrem Debut „Wo uralte Wasser fließen“ Fans von Helrunar glücklich. Zu hören gibt es schweren, walzenden Pagan-Black-Metal mit hohem Death-Metal-Anteil. Mit Bands wie Equilibrium, Ensiferum oder Finntroll hat das hier Gebotene nichts zu tun: Wer Keyboards und Flötentöne sucht, ist an der falschen Adresse. Liebhaber der alten, urwüchsigen Genre-Schule können sich die liebevoll und professionell aufgemachte Digipack-CD aber guten Gewissens in den Schrank stellen. Ganz aus dem Schatten der großen Vorbilder treten kann das Quartett dabei allerdings noch nicht – dafür ist das sich auf über 40 Minuten erstreckende Material ein wenig zu generisch. Anzuhören ist der Scheibe auch, dass sie wohl mit eher geringem Budget entstanden ist: Der Sound kommt zwar druckvoll, aber auch ein wenig hölzern aus den Boxen, worunter besonders die Vocals leiden. Der archaischen Atmosphäre der Songs tut all das jedoch kaum einen Abbruch – was in diesem Genre die Hauptsache ist. Und so können Songs wie „Aesir“, „Weiser Mann“ und „Die Frauen vom bleichen Wald“, die textlich kaum ein Genre-Klischee auslassen, durchaus überzeugen. Wer also unkitschige metallische Vertonungen von Themen aus dem germanischen Heidentum mag, sollte in BLAKYLLE zumindest reinhören.

[Nico Schwappacher]


Fiur - Elementa/Refugium

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Das Cover mit Elch auf monbeschienener Waldlichtung spiegelt perfekt wider, was den Hörer erwartet: Mit seinem Projekt FIUR versucht sich Multiinstrumentalist Tobias Jäpel, mit der Band Kalibos und dem Projekt Ruins Of The Past ansonsten im Doom beheimatet, an naturverliebtem, melodischem Black Metal – und das überaus erfolgreich. So ist es kaum verwunderlich, dass das Debüt „Elementa / Refugium“ besonders mit seiner verträumt-erhabenen Atmosphäre und seinen sehnsuchtsvollen Gitarrenlinien trumpfen kann. Damit bedient das Werk vor allem jene Zielgruppe, die sich auch bei Imperium Dekadenz, Waldgeflüster und Panopticon zu Hause fühlt. Dass Jäpel bereits ein erfahrener Songwriter und Musiker ist, ist dem Album anzuhören. So verliert der Berliner niemals die nötige Abwechslung aus dem Blick und beweist innerhalb der Songs ein Händchen für Dramaturgie. Rasende Passagen mit Blastbeats und klassischem Tremolo-Riffing treffen auf getragene Abschnitte, in denen auch mal eine Akustikgitarre erklingen darf. So offenbaren die acht Tracks auch nach mehreren Durchläufen immer wieder Neues. Auch der Sound bewegt sich auf einem für eine Eigenproduktion recht hohen Niveau.

[Nico Schwappacher]


Horresque - Chasms Pt. I – Avarica And Retribution

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Eine Band die Black/ Death-Metal spielt und auf ihrem Album zwei der sieben Todsünden thematisiert – diese Vorabinfo dürfte zunächst für wenig Aufmerksamkeit sorgen. Allerdings sind bei HORRESQUE u.a. Gitarrist S.D. (Nocte Obducta, Schammasch, Melechesh) und Sänger M.R. (Discreation) mit von der Partie, was der Truppe schon vor dem Hören der Musik einen gewissen Vertrauensvorschuss beschert. Dass dieser absolut gerechtfertigt ist, wird schon nach wenigen Minuten klar, denn „Chasms Pt. I – Avarica And Retribution“ ist eine richtig starke Platte. Hier verbinden die Musiker gekonnt und absolut organisch Death-Metal-Grooves mit Black-Metal-Raserei und garnieren das Ganze mit einer dichten Atmosphäre, die dem Hörer bisweilen einen wohligen Schauer den Rücken hinunterkriechen lässt. Ein starkes Debüt, welches sich Fans von Dissection oder Watain nicht engehen lassen sollten.

[Christoph Emmrich]


Hvrt - The Grief That Feeds The Night

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HVRT (vormals unter dem Namen Shitshifter aktiv) machen schon mit dem Cover ihrer Platte „The Grief That Feeds The Night“ deutlich, in welche Richtung es bei ihnen geht – düster, bedrohlich, geradezu erdrückend und doch zugleich verspielt, interessant und nicht ohne Finesse. Dies spiegelt sich auch in der Musik des Quartetts, die mit einer Mischung aus zähen Grooves und Blastbeats, bedrückenden Harmonien und atmosphärischen Klängen aufwartet. Über allem thront die Stimme von Stefan Braunschmidt (u.a. von Raptvre bekannt), wobei auch Gitarrist Christian Braunschmidt immer wieder punkigen Gesang beisteuert. Dabei ist die Platte sehr angenehm produziert, sodass die Msuik mit mächtig Druck aus den Boxen kommt, allerdings zu keinem Zeitpunkt der momentan üblichen „Überproduktion“ anheimfällt, sprich immer organisch klingt. „The Grief That Feeds The Night“ wird all jenen Freude bereiten, die Vallenfyre schmerzlich vermissen, und denen Entombed und Dismember ebenso am Herzen liegen wie Trap Them oder Rotten Sound. Ein starkes Album, mit dem HVRT absolut überzeugen können.

[Christoph Emmrich]


Sargeras - Return Of The Dancing Whores

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Die Musiker hören auf die einfallsreichen Pseudonyme „Ghoul“, „VVytcher“ und „Irasyati Carnage“ und spielen „Unholy Raw Black Metal“ – Vorhang auf für SARGERAS aus dem trve, frostbitten Bremen. Mit „Return Of The Dancing Whores“ legt das Trio nun sein Debüt vor, welches sich den Themen Hexenverfolgung, der Auslöschung heidnischer Kulte durch das Christentum, dem Wunsch nach Rache und der Liebe zu Satan widmet. Damit sollten eigentlich alle genrerelevanten Häkchen gesetzt sein. Genau so klingt „Return Of The Dancing Whores“ auch – es ist schlicht ein klassisches Black-Metal-Album, des norwegischen Stiles der zweiten Welle. Allerdings ist es ein wirklich gut gemachter Vertreter seiner Zunft, denn SARGERAS gelingt es zwischen all den Blastbeats und Tremolo-Pickings Raum für Atmosphäre zu lassen, sodass sich der Hörer auf die Platte einlassen kann. Für Genrefans definitiv ein Tip.

[Christoph Emmrich]


Publiziert am von und Nico Schwappacher

2 Kommentare zu “Am Puls der Szene – Vol. V

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