Unter den Fremdsprachen, die in der Metalszene abseits von Englisch verwendet werden, nehmen die skandinavischen Sprachen nicht den geringsten Anteil ein. Die Liebe zu den revolutionären norwegischen Bands der frühen 1990er Jahren bewog den Russen Alvar (vom Schwarzen Meer!) dazu, sein Projekt ALVHEIM mit komplett norwegischen Texten zu versehen. „I Et Fjort Fortid“ ist das erste Zeugnis seines Schaffens, wenngleich es sich nur um eine rund fünfundzwanzigminütige EP handelt.
ALVHEIM klingen wirklich nicht weit von dem entfernt, was vor fünfzehn bis zwanzig Jahren aus dem Norden kam. Rauer Black Metal mit leicht epischer Schlagseite, wie es eben Darkthrone oder Satyricon seinerzeit spielten. Die (ziemlich fehlerhaften) Texte befinden sich ebenso auf dem Stand von „damals“ und bringen einfache Wikingergeschichen mit sehr antichristlichem Anstrich. Die drei ersten Nummern zeigen mäßig viel Abwechslung, von rauer Epik über schwarzen Groove bis zu rasendem Geballer – die üblichen Zutaten der Spielart eben. Alles in allem macht Alvar seinen Job an allen Instrumenten ordentlich, der Gesang hätte mehr Druck vertragen können und die gesamte Produktion ist in einem (höchstwahrscheinlich gewolltem) Schedderton gehalten, wie man es eben aus jener Zeit kennt. Bei dem auf den instrumentalen Titelsong folgende Darkthrone-Cover merkt man immerhin, dass sich Alvar wohl ein klein wenig mehr Mühe mit der Aufnahme gemacht hat als die Crew um „Transsilvanian Hunger“. Aber der Stil bleibt unverkennbar.
Wozu braucht man also eine CD wie „I Et Fjort Fortid“, wo doch alles so unglaublich bekannt, ja im Grunde rückschrittlich klingt? Alvar begründet dies damit, dass der norwegische Old School Black Metal in seinen Augen heutzutage eben nicht mehr gespielt wird. Eine Platte für Nostalgiker also, die sich nochmal den Sound von 1994 ins Haus holen wollen. Ob ALVHEIM aber als reines „Reenactment“-Projekt lange bestehen und auf viel Zuspruch treffen wird, halte ich für fraglich, so ganz ohne eigene Ambitionen.
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