Während dieser Tage so manch einer nach musikalischen Neuentwicklungen strebt und drum eifert, der Urheber eines neuen Subsubsubstils zu sein, rotten sich woanders ein paar Musiker zusammen, um genau das zu tun, was auch vor 25 Jahren schon prima funktioniert hat. Solche Musiker sind zum Beispiel ALPHA TIGER, die erstmals 2011 mit ihrem Debüt „Man Or Machine“ auf sich aufmerksam machten und mit diversen Größen der 80er, von Queensrÿche bis Iron Maiden, verglichen wurden. Nach Label-Wechsel und kleiner Lineup-Änderung wird das Old-School-Märchen nun fortgesetzt.
Im Grunde will „Beneath The Surface“ auf ähnliche Dinge hinaus wie „Man Or Machine“, ALPHA TIGER stellen es diesmal nur ein wenig anders an. Der Maiden-Unterton wurde zurückgeschraubt und mit noch mehr 80s-Hard-Rock-Kick bewegen sich die Sachsen konstant auf einen markanteren Stil zu.
Schon auf „The Alliance“ wird man von furiosen Riffs erwartet, wie sie klassischer nicht sein könnten. Sänger Stephan Dietrich gibt sich hier noch verhalten, was über die meisten anderen Titel nicht unbedingt gesagt werden kann. „From Outer Space“ etwa zeichnet sich nicht nur durch seine enorm schellen Licks und Soli aus, vor allem der für meinen Geschmack etwas hysterische Gesang fällt ins Ohr. Das kann mitunter schon mal von der ausgezeichneten Instrumentalarbeit ablenken, welche die werten Herren an den Tag legen, besonders hervorgehoben sei hier das Leadgitarrenduo Langforth/Backasch, die sich einen einzigen Wettbewerb in Sachen Tempo und Virtuosität liefern.
Doch es geht auch langsam: „Waiting For A Sign“ beginnt balladesk, ebenso wie „Rain“, in das sich sogar ein Klavier eingeschlichen hat. ALPHA TIGER zeigen sich hier von ihrer radiotauglichen Seite, nutzen die eher längere Spieldauer ihrer Songs aber für ausreichend Tempowechsel. An Ideen mangelt es der Band nicht, noch weniger an Talent und Spielfreude; Abwechslung ist auf „Beneath The Surface“ vorhanden, ebenso eingängige Titel wie „The Alliance“, „Along The Rising Sun“ und vor allem „We Came From The Gutter“. Gegenüber dem Debüt zeichnet sich nun deutlicher ein eigener Sound ab, der vielleicht noch des ein oder anderen Schliffs und der Akzentuierung bedarf.
Alles in allem ist ALPHA TIGERS Zweitling ein hübsches Scheibchen für Fans der klassischen Spielarten, das viele Elemente gekonnt verwebt und an dem nicht zuletzt Freunde ausgefeilter Gitarrenarbeit ihre Freude haben werden; der Gesang mag Gewöhnungs- und/oder Geschmackssache sein, das Gesamtbild bleibt trotzdem positiv. Wenn es in der Entwicklung der Band so weitergeht, darf man die nächsten Werke gespannt erwarten.
Wertung: 7.5 / 10