Wer von italienischer Geschichte keine Ahnung hat, wird auch nach dem Hören der neuen Scheibe von ALLTHENIKO kein Deut besser Bescheid wissen – dafür aber um eine erfrischende Erfahrung in Sachen räudigen Heavy Metals reicher sein. Das italienische Trio knüpft mit ihrem Album „Italian History VI“ nahtlos an den Vorgänger „Fast And Glorious“ von 2014 an. Die Kontinuitäten machen sich nicht nur in der Farbgebung des erneut eher durchschnittlichen Covers bemerkbar, sondern vor allem im Sound (kratzig, fett, positiv unausgewogen) und in der konsequenten Fortsetzung des im besten Sinne schnörkellosen Heavy Metals. Es scheint, als ob ALLTHENIKO ihre Nische gefunden haben, in der sie ihre kompositorischen Stärken vollständig zum Tragen bringen können. „Italian History VI“ zeigt die Truppe jedenfalls auf Höchstform.
Die Marschrichtung des mittlerweile sechsten Albums der Band ist von der ersten Sekunde an klar; der Opener „Man On The Edge“ setzt ganz auf Druck und Geschwindigkeit und kombiniert simple, aber wirkungsvolle und pointiert gespielte Riffs sowie wuchtige Rhythmen mit dem voluminösen Schrei-Organ von Sänger David NIghtflight (sic!). Hin und wieder verschiebt sich die klassische Metal-Signatur der Kompositionen ein wenig in Richtung Thrash und gerade diese rohe, krachende Gesamterscheinung macht einen Großteil des Charmes von „Italian History VI“ aus. Gleichzeitig gelingt es ALLTHENIKO, die Songs durch wunderbar melodiöse und eingängige Refrains und Strophenführungen aufzulockern. Einen ähnlichen Effekt erzielen die Soli, womit die Band es alles in allem schafft, Härte und Melodie auf gelungene Art und Weise zusammenzuführen. Der Opener, „Respect And Fight“ mit seinem Wahnsinnsrefrain oder das bereits mit einem Video versehene „Waste Of Time“ dokumentieren das hohe Level, auf dem ALLTHENIKA anno 2017 musizieren.
Zudem hat sich die Band entschieden, zwei Songs – „Emblema“ sowie den Titeltrack – in ihrer Muttersprache aufzunehmen, was sich bestens ins Gesamtbild einfügt. Auch das Deutsche ist einen kurzen, wenn auch fragwürdigen Moment lang zu hören. Der Song „Pain To Play“ beginnt mit der Frage „Any free beers for the band, right?“, worauf eine dunkle Stimme schlicht „Nein, ihr müsst bezahlen“ antwortet. Der Song endet letztlich in einem herzhaften „Away you sick motherfucker, you have to pay“ – die traumatischen Erfahrungen, die hier anklingen, können nur erahnt werden. Zudem lässt das Niveau der Songs, die auf „Pain To Play“ folgen, spürbar nach. „Like A Fake“ kann weder in puncto Refrain noch in puncto Riffing mit den ersten vier Songs mithalten und auch der Titeltrack, der wie das das Album beschließende „Propaganda“ voll auf Härte setzt, will nicht richtig zünden. Am Ende bleiben von knapp 40 rauschhaften Minuten eine Handvoll sehr guter Heavy-Metal-Songs und die Einsicht, dass wenn ALLTHENIKO noch eine Schippe drauflegen können, das nächste Album ein Hit wird!
Wertung: 7.5 / 10