Seit einiger Zeit drehte sich in meinem Player mit schöner Regelmäßigkeit das neue Album von YUREI, „Night Visions“; ein Album, das so anders und abgefahren ist, dass es dennoch Monate dauerte, bis ich mich an ein Review herangewagt hatte. Mit ALFA OBSCURA verhält es sich nicht viel anders. Und das aus gutem Grund: Auch für dieses Album ist der Norweger Bjeima Amiejb im Alleingang verantwortlich.
Anders als bei Yurei, bei denen er gänzlich auf verzerrte Gitarren verzichtet, ist ALFA OBSCURA genau auf diese ausgerichtet. So fußt die Musik, die man hier zu hören bekommt, generell im Black Metal, jedoch dessen stilster Form, wie man sie vor allem von Bands wie Thorns oder Dødheimsgard her kennt. Erweitert wird dieser, natürlich, durch einige elektronische Elemente, jedoch auch durch extrem bösartigen Gesang, welcher ein wenig an den ehemaligen Mayhem-Sänger Maniac erinnert und teilweise (wer hätte es von diesem Musiker anders erwartet) sehr ausgefallenes Riffing. Als Resultat hält man mit „Plutonian Shores“ nicht nur ein extrem durchdachtes, komplexes Album in Händen, sondern zugleich ein Album, das keinem noch so truen Veröffentlichung skandinavischen Schwarzmetalls in Sachen Kälte und Unnahbarkeit nachsteht. In Folge dessen ist „Plutonian Shores“ kein Album, das sich dem Hörer anbiedert oder seine Vorzüge auf dem Silbertablett präsentiert – viel eher wollen die Songs erkundet, wenn nicht gar erarbeitet werden. Das mag zunächst nach Arbeit klingen, zahlt sich auf Dauer jedoch definitiv aus – weiß „Plutonian Shores“ doch mit jedem Durchlauf mehr zu begeistern und setzt sich mit der Zeit sogar richtig im Ohr fest. Als Vergleich ist dabei die Mayhem-Assoziation auch auf die Musik bezogen garnicht ganz verkehrt – erinnert das Album in seinem Hang zum organisierten Chaos doch stellenweise stark an deren Meisterwerk „Chimeira“, versetzt mit leichten Ved-Buens-Ende-Anleihen und einer Prise Yurei.
Wer auf rohen, kalten Black Metal steht, der nicht nur nach dem sprichwörtlichen „Schema F“ komponiert ist, und sich aus mehr oder minder belanglosen Riffs zusammensetzt, ist bei ALFA OBSCURA genau richtig. Bjeima Amiejb nämlich präsentiert hier ein Album, das mit allen Wassern gewaschen ist: Von true bis avantgarde ist hier alles geboten – nur nicht neben- oder gar nacheinander, sondern zu jeder Sekunde, als abgrundtief böse Kombination. Sehr zu empfehlen, gerade natürlich für Fans der genannten Bands und im Speziellen Mayhems „Chimeira“.
Wertung: 8.5 / 10