Das antike Griechenland gilt weithin als die Wiege der europäischen Philosophie. Jahrtausende sind vergangen, seit Sokrates, Platon und Aristoteles das Denken der Menschen mit ihren bis heute relevanten Fragen über das Leben in neue Bahnen lenkten. Heutzutage ist das Philosophieren nicht mehr bloß den größten Denkern vorbehalten, sondern beinahe schon eine Alltäglichkeit. Dennoch ist es bisweilen sonderbar, welche Medien mittlerweile als Schauplatz für derlei Gedankenspiele genutzt werden – Black Metal zum Beispiel. Auf ihrem zweiten Album „The Law Of Seven Deaths“ befassen sich die hellenischen Schwarzmetaller AKROTHEISM thematisch mit der Erkundung des inneren Selbst und verweisen bei der Aufarbeitung dieses philosophischen Konzepts mehrmals auf die antike Mythologie ihres Heimatlandes.
Wer bereits durch die interessante Thematik auf „The Law Of Seven Deaths“ neugierig geworden ist und diese eingehender ergründen möchte als über die vagen Hinweise in den Songtiteln, muss sich auf einen gewissen Aufwand einstellen – mit bloßem aufmerksamem Hinhören ist es hier definitiv nicht getan. AKROTHEISM zählen nämlich nicht zu den verhältnismäßig leicht zugänglichen Black-Metal-Bands, deren Texte man nicht extra nachlesen muss, um sie zu verstehen. Vielmehr weist „The Laws Of Seven Deaths“ zahlreiche Parallelen zu den Veröffentlichungen der isländischen Szene auf, welche nicht gerade für ihre leichte Verträglichkeit bekannt sind.
An der Assoziation zu Bands wie Svartidauði und Sinmara kommt man beim Hören der dissonanten, vermeintlich chaotischen Gitarrenriffs, des tollwütigen Schlagzeugspiels und der ominös hallenden, orkanartigen Screams kaum vorbei. Dass die surreal verwaschene Produktion Stephen Lockharts Werk ist, der bereits mit den genannten isländischen Bands zusammengearbeitet hat, verfestigt die aus geographischer Sicht anfangs vielleicht gewagt erscheinende Behauptung, AKROTHEISM hätten mehr mit Svartidauði & Co gemein als mit ihren Landsmännern von Rotting Christ oder Septicflesh.
In puncto Experimentierfreude stehen die Griechen ihren nordischen Kollegen nichts nach. Spannende und einzigartige Highlights sind in dieser Hinsicht das überwältigende Riffing des Openers „Typhonian Serpents“, das absolut stimmige Spach-Sample eines manisch lamentierenden Kaisers Caligula und die daraufhin martialisch aufmarschierenden Drums auf „Virtue Of Satyr“ sowie das sechsminütige Outro „En“ mit seinen mysteriösen Flöten und Perkussionen. Umso bedauerlicher ist es, dass diese über das Album verteilten Geistesblitze leider nur einen kleinen Teil der Spielzeit ausmachen. Die Zeitspannen dazwischen befüllen AKROTHEISM leider über weite Strecken mit ausdruckslosem, lärmendem dröhnen, das auf Dauer ziemlich ermüdend ist.
Die knapp einstündige Laufzeit ihrer zweiten Platte hätten AKROTHEISM eindeutig noch ein wenig zurechtschneiden und ihren Hörern damit die belanglosen Abschnitte ersparen sollen. An sich hätte „The Law Of Seven Deaths“ genug aufregendes Material zu bieten, um es auf eine akzeptable Gesamtdauer zu bringen, ohne auf derartige Filler-Passagen angewiesen zu sein. Stattdessen haben AKROTHEISM hiermit eine übertrieben ausgezehrte Platte kreiert, im Zuge derer die Instrumente und Vocals oft zu einer schemenhaften, grauen Masse verschwimmen und dadurch zeitweise ihren Reiz verlieren. Um zu den herausragenden Höhepunkten zu gelangen, muss man somit einige Hürden überwinden. Ob sich diese Anstrengung hinreichend lohnt, ist letztlich wohl eine Frage der Philosophie.
Wertung: 6 / 10