Akoasma - Ghostpath Cover

Review Akoasma – Ghostpath

Als AKOASMA (von griech. „Gehör“) bezeichnet man nonverbale, akustische Halluzinationen bei psychischen Störungen. Meistens elementare Geräusche (Rauschen, Summen, Klopfen o. Ä.) oder auch Lärm (Knallen, Klirren, Schießen o. Ä.), seltener konkrete Gehörtäuschungen wie Wasserrauschen oder Glockengeläut. Einer Band mit diesem Namen könnte man eine Nähe zu extremeren (Metal-)Schubladen wie Noise, Industrial oder avantgardistischen Black/Death unterstellen, was in diesem Fall jedoch weit gefehlt ist: Die Truppe aus Dresden präsentiert auf „Ghostpath“ eine durchaus melodische Mischung aus verschiedenen, auch zugänglicheren Genres.

Knapp 20 Musiker sind auf dem zweiten AKOASMA-Longplayer nach dem 2017er-Release „Deprimanie“ zu hören, was der stilistischen Vielfalt wirklich guttut. Neben cleanem Frauen-, aber auch Männergesang (letztgenannter stellt am ehesten eine Art musikalischen roten Faden dar) gibt es wirklich gelungene Death-Metal-Growls und neben dem typischen Metalinstrumentarium bestehend aus Gitarre, Bass und Schlagzeug auch allerlei orchestrale Elemente (die übrigens mit echten Instrumenten eingespielt wurden und nicht aus der Dose kommen) auf die Ohren. Das alles erinnert durchaus an die 1990er-Jahre und genreprägende Veröffentlichungen von Bands wie My Dying Bride, Paradise Lost oder Theatre Of Tragedy.

Somit bietet es sich an, die Platte mal grob in die Doom-/Dark-Metal-Schublade zu stecken – besagte klassisch-progressive Einschübe und punktuell eingesetztes Death-Metal-Geprügel stören hier absolut nicht, sondern sorgen für das gewisse Etwas. Bemerkenswert ist dabei die musikalische, aber auch tontechnische Qualität von „Ghostpath“, haben AKOASMA das Album doch ohne Labelunterstützung in Eigenregie produziert und veröffentlicht. Lediglich die cleane, männliche Gesangsstimme wirkt in manchen Passagen etwas überpräsent im Mix, allerdings ohne dabei zu nerven.

So geben sich auf insgesamt rund 60 Minuten Doom bzw. Death Metal soundtrackartige sowie melodisch-rockige Passagen die Klinke in die Hand. Dies spiegelt das inhaltliche, durchaus philosophisch bzw. psychologisch geprägte Konzept, das sich mit der Macht und den Auswirkungen von Angst auf den menschlichen Geist beschäftigt, wunderbar wider. Einige eingestreute Spoken-Word-Passagen sowie die cineastisch anmutenden Interludes tun ihr Übriges, um „Ghostpath“ zu einem atmosphärischen Metalalbum zu machen, das gelegentlich schon fast Hörspielcharakter im besten Sinne hat.

Leider ist AKOASMA trotzdem nicht der ganz große Wurf gelungen. Das Album wirkt streckenweise sehr verkopft und technisch, beinahe überladen. Vielleicht ist es hier und da eine Spur zu clean, um emotional vollends zu überzeugen – zumal auch nicht alles dauerhaft im Ohr kleben bleibt. Wenn das Quintett hier nochmal eine Schippe drauflegt und vielleicht noch den einen oder anderen Ohrwurm schreibt, könnte der nächste Longplayer ein richtig großes Ding für Freund*innen genannter Bands und Genres werden.

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Wir weisen darauf hin, dass in der hier besprochenen Band ein Redaktionsmitglied von Metal1.info aktiv ist. Selbstverständlich sind wir auch in solchen Fällen stets um professionelle Distanz bemüht. Eine Einflussnahme des betreffenden Redakteurs auf Text oder Wertung schließen wir aus.

Wertung: 7 / 10

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