Review Akoasma – Deprimanie

2016 verlor die Welt mit Todtgelichter eine der bis dato außergewöhnlichsten Post-Black-Metal-Gruppen, die spätestens ab ihrem Meisterstück „Angst“ von Fans und Kritikern gleichermaßen bejubelt worden war. Dennoch wurde es nicht gänzlich still um die Band, denn in den Wochen und Monaten nach der Trennung erfuhr man über ihre Facebook-Seite von allerlei neuen Projekten, in die die ehemaligen Mitglieder nun involviert waren bzw. sind. Eines davon ist AKOASMA, eine vielversprechende Dark-Metal-Truppe, die erst im Vorjahr gegründet worden war. Mit „Deprimanie“ legt das Trio, das sich nach akustischen Halluzinationen, die bei manchen geistigen Störungen auftreten, benannt hat, endlich sein Debüt vor, auf dem Marta zu einem Song ihren markanten Gesang beigesteuert hat.

Wie es von einer Band dieses Genres zu erwarten ist, vereinen AKOASMA in ihrer Musik die verschiedensten Einflüsse, die jedoch vermehrt im finsteren, doomigen Bereich liegen – Katatonia lassen grüßen. Der bipolare Albumtitel nimmt es jedoch schon vorweg: „Deprimanie“ ist von stilistischen Kontrasten geprägt und besteht bei weitem nicht nur aus in schleppendem Tempo gehaltenem Liedgut. Dass die Platte mit ihrer Laufzeit von nur 30 Minuten sogar die meisten Death-Metal-Scheiben unterbietet, ist bedauerlich, umso bemerkenswerter ist jedoch die musikalische Vielfalt, die man auf „Deprimanie“ geboten bekommt.

Apropos Todesmetall: Auf dem eröffnenden Titeltrack erwartet den Hörer eine überraschend schmissige Melo-Death-Abrissbirne mit kräftigen Growls, druckvollem, abgehacktem Riffing, treibenden Double-Bass-Drums und sogar Blast-Beats. Danach drosseln AKOASMA aber doch über weite Strecken die Geschwindigkeit, was den Songs jedoch nichts von ihrer klanglichen Stärke nimmt. Dass auch die schleppenden Nummern mit ihren trostlosen Leads („Im Frost“) und ihren mysteriösen, bisweilen ziemlich verschrobenen Clean- und Spoken-Word-Passagen („Ein Resümee“) überhaupt nicht seicht wirken, liegt zweifelsohne auch an der knackigen, professionellen Produktion.

Das absolute Highlight der Platte ist eindeutig das triste „Im Frost“, auf dem AKOASMA im Duett mit Marta ihr ganzes emotionales Potential ausschöpfen. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass ihnen dieses Kunststück leider nicht in jedem Track gelingt. Während nämlich die an sich starken Growls im Kontext der melancholischen Musik und der Texte zu grobschlächtig erscheinen, sind die gesprochenen Vocals in einem unfreiwillig komischen Dialekt vorgetragen. Das stört umso mehr, da AKOASMA es mit ihren Lyrics zwar sehr ernst meinen und dadurch gewiss ambitioniert, aber leider nicht so geistvoll zu Werke gehen, wie sie es zu wollen scheinen.

Betrachtet man die einzelnen Elemente ihres Sounds für sich, machen AKOASMA vieles richtig: Die Gitarrenläufe sind kräftig, melodisch und kreativ, die Drums haben ordentlich Power, ebenso das Growling, und die ruhigeren Momente sind tatsächlich stimmungsvoll. Damit alles stimmig zusammenwirkt, sollte das Dreigespann diese Stilmittel jedoch etwas gezielter aufeinander abstimmen. Insbesondere der Gesang und die Texte benötigen noch einiges an Feinschliff, damit sie in Zukunft besser in Einklang stehen. Insgesamt ist AKOASMA mit „Deprimanie“ dennoch ein durchaus beachtlicher Einstand gelungen. Wenn die Dark-Metal-Newcomer nun noch etwas an sich arbeiten, kann daraus etwas wirklich Großes erwachsen – dann dürfen es beim nächsten Mal auch ruhig ein paar Tracks mehr sein.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert