Review Agrypnie – Erg

  • Label: AOP (Art Of Propaganda)
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Es ist Fug und Recht zu sagen, AGRYPNIE sind nichts für nebenbei. Wenn wir einmal ehrlich sind, waren sie das auch nie. Es ist selten, dass es ein Musiker (hier Mastermind Torsten Hirsch) schafft, aus einem Ein-Mann-Projekt eine so feste Größe an der Spitze deutschen Post-Black-Metals zu formen. Besonders wenn man bedenkt, dass AGRYPNIE eigentlich „nur“ die Idee der kreativen Entfaltung war, die bei den Genre-Querköpfen von Nocte Obducta keinen Platz fand.

Mit „Erg“ meldet sich die Band drei Jahre nach dem viel beachteten „Metamorphosis“ zurück. Zuerst gestaltet sich da im direkten Vergleich zum Vorgänger gar nicht so vieles anders. Ist das schlimm? Wir werden sehen. Jedenfalls bieten AGRYPNIE nach wie vor akribisch komponierten, treffsicheren Black Metal mit massig Atmosphäre an. Zumeist rangieren die dichten Riffwände auf dem Fundament rasanter Blastbeats und Doublebass-Attacken, die sich, wenn einmal die Geschwindigkeit gedrosselt wird, immer noch im Midtempo-Bereich wiederfinden. Langsamer wird es nicht. Songs der Marke „Blut II“ oder „Stunde des Wolfes“, sind Musterbeispiele für die ungeheure Aggressivität, die der Musik von AGRYPNIE innewohnt. Was aber wäre deren Musik, läge nicht über all der Wut auch eine gewisse Feingliedrigkeit und Tragik?

Die zutiefst tristen Texte von Torsten erhalten intoniert durch seine verzweifelten Schreie zusätzlich eine unangenehme Ehrlichkeit. Wie schon auf „Metamorphosis“, wurde für die Umsetzung der Vocals auf eine Vielzahl an Gästen gesetzt. So gastiert für „Aus rauchlosem Feuer“ Phil Jonas  (Crone, ex-Secrets Of The Moon) am Mikrofon, während „Blut“ durch P.G. von Groza begleitet wird. Mit Hupogrammos (ex-Negura Bunget), seines Zeichens Frontmann bei den Avantgarde-Black-Metallern von Dordeduh, konnte gar ein weiterer namhafter Künstler der Black-Metal-Szene verpflichtet werden. Beim Gesang ist also für genug Abwechslung Sorge getragen. Songs wie „Aus rauchlosem Feuer“, „Entität“, „Geister“ sowie „Unter Sand“ lassen wenig Grund zu klagen. Dass AGRYPNIE ihre Zuhörer auch mit viel Melodie und ruhigen Ambients bei sich halten können, ist nur ein weiterer Beleg für das hohe Können hinter diesem Projekt. Torsten hat seinen Songs erneut unglaublich viel Tiefe verleihen können. Sei es durch schiere Brutalität, die Vielfalt an Gesängen oder das Gefühl der Tristesse, welches seine Texte vermitteln. All das sorgt dafür, dass auch „Erg“ klingt wie aus einem Guss gemacht. Leider hat das aber auch den Effekt, dass sich die Rezeptur nach der AGRYPNIE agieren zu schnell erschließt. Deshalb bietet das neue Album bei ansonsten absoluter Maßarbeit, nur wenig an Abwechslung.

AGRYPNIE wollen nicht aus ihrer Komfortzone. Natürlich kann jetzt die Frage nach der Notwendigkeit oder dem „Warum“ gestellt werden, immerhin ist „Erg“ für sein Genre erneut ein würdiger Vertreter: AGRYPNIE halten ihren hohen Standard auch auf „Erg“ zu jeder Zeit.  Mindestens genauso zweifelsfrei ist jedoch, dass ein wenig mehr Wagemut dem Grundrezept von AGRYPNIE recht gut anstünde. Vielleicht setzt die Band dann mit dem nächsten Album ein Ausrufezeichen anstatt „nur“ eines Statements.

 

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Wertung: 7 / 10

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