Eine geisterhafte, angsteinflößende Gestalt starrt einen aus leeren Augen heraus an und in einem Gewirr aus aggressiven Pinselstrichen erkennt man drei Worte: AGE OF WOE. Von diesem eindringlichen Artwork neugierig gemacht, wendet sich der Blick der Genre-Bezeichnung zu, die verrät, dass sich die Musik des schwedischen Quintetts zwischen Black, Death und Doom Metal sowie Crust Punk bewegt. Alles deutet also darauf hin, dass „An Ill Wind Blowing“, das zweite Album der Schweden, ein durch und durch bösartiger Brocken Extreme Metal ist. AGE OF WOE sind jedoch nicht einfach nur stumpfe Brutal-Deather, ihre Musik weist nämlich etwas mehr Facetten auf als erwartet.
Nicht, dass die lediglich 36 Minuten lange Platte nicht heavy wäre. Schon der kurze, knackige Opener „Voices Of The Unheard“ prügelt mit seinen wütenden, heiseren Screams, stark verzerrten, im Refrain tief groovenden Gitarren und animalischen, stürmischen Drums ordentlich auf den Hörer ein. Dennoch drücken AGE OF WOE ihre Aggressionen anders aus, als man es sich vorab vorgestellt hätte. Die Schweden loten nämlich keinesfalls die Grenzen der genannten Genres aus. So ist der etwas zu eintönige und gepresste, gutturale Gesang durchgehend dem Hardcore Punk zuzuordnen, die Riffs fahren nur vereinzelt auf der musikalischen Überholspur und das keineswegs langweilige, bestialische Drumming kommt gänzlich ohne Blast-Beats aus.
Mit Extremen werden AGE OF WOE also niemanden beeindrucken. Doch das macht nichts, denn den Ausgleich schaffen AGE OF WOE mit der gleichmäßigen Gewichtung der von ihnen verkörperten Genres und einer unverhofft großen Portion Atmosphäre. So steigern sich die zumeist schleppenden Songs von Zeit zu Zeit doch noch, sodass eine stimmige Dynamik entsteht. Überraschend sind des Weiteren die stimmungsvollen, düsteren Leads und Soli („Bad Blood“), die den sonst sehr rauen Sound um eine melodische, stimmungsvolle Dimension erweitern. Sogar gänzlich ruhige, reduzierte Passagen mit Clean-Gitarren haben AGE OF WOE in petto, diese kommen den Tracks jedoch leider nicht so sehr zugute, da durch sie zu oft die vorherrschende Rohheit verloren geht, wie beispielsweise in „Havens Burn To Cinder“.
Das düstere Piano-Instrumental „Kine Weza Kuruf Konkey“ erzeugt demgegenüber tatsächlich Stimmung und gibt einen Vorgeschmack auf die pechschwarze Hauptmelodie des Quasi-Titeltracks „Ill Winds“. Dass die Musik von AGE OF WOE so eine eindringliche Wirkung hat, liegt mitunter auch an der wuchtigen, ein wenig zu noisigen Produktion, bei der außerdem die Leads etwas verschwommen in den Hintergrund gemixt wurden, um sie nicht zu greifbar zu machen.
„An Ill Wind Blowing“ ist dreckig wie Crust, grobschlächtig wie Death Metal, niederdrückend wie Doom Metal und düster wie Black Metal. Wie bereits erwähnt, gehen AGE OF WOE jedoch (noch) nicht an ihre Grenzen, ein weniger mehr Härte hätte ihr zweites Full-Length schon vertragen. Abgesehen davon, dass sich manche der ruhigeren Momente etwas in die Länge ziehen und das Album zu sehr ausbremsen, handelt es sich jedoch um ein interessantes Extreme-Metal-Allerlei, das nach der anfänglichen Überraschung mit jedem Hörgang mehr gefällt.
Wertung: 7.5 / 10