Basierend auf dem ersten Eindruck, den das unheimliche Artwork von „Ouroboric Trances“ vermittelt, könnte man leicht auf die Idee kommen, es handele sich dabei um ein Album aus dem Horror-Sektor – bis der Blick auf den rauchigen Oldschool-Bandschriftzug fällt und klar wird, dass AGE OF THE WOLF vielmehr in der Stoner-Ecke zuhause sind. Dass das veröffentlichende Label die Musik der Band aus Costa Rica vor allem Fans von Mastodon, Baroness und Pallbearer nahelegt, deutet allerdings darauf hin, dass das Quartett weit mehr zu bieten hat als bloß benebelt-gelassenen Gesang und eine staubtrockene 08/15-Instrumentierung. Tatsächlich führen AGE OF THE WOLF den Hörer auf der Reise durch die Songs ihres Debüts an so manch unerwarteten Ort.
Die progressiven Ambitionen der genannten Referenzbands kann man bei AGE OF THE WOLF zwar nicht entdecken, wohl aber das Bestreben, Stilmittel verschiedener Genres auf kreative Weise zu verknüpfen. So werden etwa die Gitarren zwar meist genretypisch kräftig und groovend gespielt, man bekommt aber auch epische Doom-Leads („Unholy“), lässige Blues-Parts („Goliath“) und melancholische Clean-Abschnitte („Witches‘ Gallows“) geboten. Auch sonst lassen sich die Nachwuchs-Stoner-Metaller keineswegs von dem Rahmen ihres Grundsounds einschränken.
Die rohen Vocals halten sich stets in der vagen Grauzone zwischen Klargesang und Growls auf, auf „Witches‘ Gallows“ finden sich betrübliche Streicherarrangements, die schleppenden Rhythmen werden mitunter von flinken Drum-Rolls abgelöst und das abschließende, über neun Minuten lange „Molten Earth“ bauen AGE OF THE WOLF zwei Minuten lang mit atmosphärisch dröhnenden Saitenklängen auf. Eigenheiten wie diese zeichnen insbesondere den späteren Verlauf der Platte aus. Auf die Vielseitigkeit der Platte wirkt sich diese Offenheit gegenüber Unkonventionellem ausgesprochen positiv aus, da die Songs dadurch nie zu vorhersehbar werden.
Ein damit einhergehender, etwas störender Nebeneffekt ist allerdings, dass die Tracks dadurch in ihrem Aufbau recht beliebig wirken. Das passende Bindeglied für ihre unterschiedlichen Soundbestandteile haben AGE OF THE WOLF offenbar noch nicht gefunden, sodass beispielsweise der Break in „Bloodrage“, bei dem die Musik plötzlich von den Geräuschen einer gut besuchten Bar unterbrochen wird, keinen ersichtlichen Zweck erfüllt. Als Geschmacksache ist außerdem die recht schroffe Produktion zu bezeichnen, die noch ein wenig definierter sein hätte können. Nichtsdestotrotz gelingt es AGE OF THE WOLF im Großen und Ganzen, das Album von gröberen Missgeschicken freizuhalten.
In gewisser Weise ist „Ouroboric Trances“ das typische Werk einer ehrgeizigen, jungen Band, die erst noch einen Reifeprozess durchlaufen muss, um vollends zu erblühen. Auf ihrem ersten vollumfänglichen Album haben AGE OF THE WOLF viele interessante Ideen verarbeitet, dabei allerdings nicht immer darauf geachtet, sie kohärent miteinander zu verbinden und auszuformen. Aus diesem Grund merkt man den Stoner-Metallern ihre Unerfahrenheit stellenweise noch an, obwohl das Quartett hiermit bereits mehr als solides Material zustande gebracht hat. Alles in allem ist „Ouroboric Trances“ somit eine durchaus hörenswerte Veröffentlichung, die Fans von Sludge, Doom und Stoner Metal gleichermaßen ansprechen sollte.
Wertung: 7 / 10