Aus dem kalten Finnland erreichte uns ein Black-Metal-Album namens „Thy Numinous Darkness“. Das verantwortliche Duo dahinter nennt sich AEGRUS. Die optische Aufmachung der Platte lässt mit ihrem in schwarz-weiß gehaltenen, unspektakulären Cover nichts Gutes erahnen. Auch ein Blick in die Metal-Archives verrät, dass es hier thematisch wohl mal wieder um den üblichen Black-Metal-Satan-Blasphemie-Murks geht.
Doch so langweilig die Band sich auch präsentiert: Die Musik ist glücklicherweise auf höherem Niveau angesiedelt. Der melancholische, melodische Black Metal von AEGRUS geht erfreulich schnell ins Ohr. So bleiben schon beim ersten Durchlauf einige Riffs und Melodien hängen, was bei anderen Black-Metal-Platten selbst nach zehn Mal hören nicht gelingt.
Das Tempo ist allgemein zwischen mittlerer und gehobener Geschwindigkeit angesiedelt, wobei die technischen Fertigkeiten der Band nach oben hin merklich ein Limit setzen. „Thy Numinous Darkness“ ist zwar nicht richtig unsauber aufgenommen, gerade bei Soli oder manchem Riff merkt man aber schon, dass dahinter nicht gerade Instrumentalgötter stecken. Auch die Produktion ist leider etwas unausgereift. Die Gitarren schneiden zu sehr, die Trommeln klingen zu dumpf, die Becken zu grell. Im Vergleich zu dem, was man sonst aus dem Black-Metal-Bereich zu hören bekommt, ist die Platte allerdings dennoch recht ausgewogen abgemischt, man gewöhnt sich also schnell problemlos an den Sound.
Musikalisch bieten AEGRUS hier zwar nichts bahnbrechend Neues, allerdings verstehen die beiden offensichtlich viel von stimmigem Songwriting. Die Melodien und Harmonien sind schön und atmosphärisch komponiert, die Songstrukturen nachvollziehbar und songdienlich gewählt. Auch wenn der etwas zu inflationär eingesetzte Humppa-Beat manchmal auf die Nerven geht, bietet das Album in Sachen Schlagzeugspiel angenehm viel Abwechslung, statt sich nur auf Blastbeats und Doublebass zu verlassen.
Ebenso erfreulich ist, dass die Band unter ihren sieben Songs keinen Ausrutscher nach unten zu verzeichnen hat. Vom mitreißenden Opener, über das an Dissection erinnernde „Call Of Lucifer“ und den furiosen Titeltrack bis hin zum wundervollen Instrumental-Outro-Track ist jeder Song auf seine Art und Weise gelungen und es kommt zu keiner Zeit Langeweile auf.
„Thy Numinous Darkness“ wird mit Sicherheit keine Aufmerksamkeit außerhalb seiner Nischenszene erregen, dafür ist das Album für die Musikwelt zu egal. Wer allerdings auf gut gemachten, melodischen Black Metal steht, kann hier nichts falsch machen. Da es in diesem Bereich ohnehin viel Schrott gibt, darf man schon mal froh sein, wenn eine Band ein ordentliches, toll komponiertes Genrewerk abliefert.
Wertung: 7.5 / 10
Ich bin aktuell tatsächlich unendlich begeistert von dem Album, auch wenn mich die Rezension zunächst nicht voll umfänglich dazu eingeladen hat, dem Album viel Aufmerksamkeit zu schenken :-D! Dennoch, man kann nicht sagen, dass die Rezension fehlgeleitet ist. Bleibt mir nur noch einmal zu betonen, wie wirklich toll die Melodien komponiert sind. Sie gehen halt runter wie Öl!