Review AC/DC – The Razors Edge

  • Label: ATCO
  • Veröffentlicht: 1990
  • Spielart: Hard Rock

Die goldenen 80er Jahre waren für AC/DC alles andere als Goldene Zeiten. Zwar hatte man 1980 mit „Back in Black“ eines der erfolgreichsten Rockalben aller Zeiten veröffentlicht (bis heute sollte sich das Album über 42 Mio. mal verkaufen), gleichzeitig war jedoch der tragische Tod der Sangeslegende Bon Scott zu verkraften und die Fans hatten so ihre Probleme, sich mit der neuen Stimme von Brian Johnson zu arrangieren. Auch musikalisch lief nach „Back in Black“ nicht sonderlich viel. Neben mehr oder weniger sinnlosen Veröffentlichungen wie dem Who made Who-Sampler kamen eine Reihe von Alben auf den Markt, welche jedoch in keinster Weise an die Großtaten der 70er anknüpfen. Nun schreiben wir das Jahr 1990 und mit dem neuen Jahrzehnt soll sich alles ändern. Als es hieß, AC/DC wären wieder im Studio, waren die Erwartungen nicht sonderlich hoch. Als das Album dann jedoch in den Läden aufschlug, sollte es jeden noch so hartnäckigen Zweifler mit einem Schlag zum Schweigen bringen.

Legt man das Album in den Player, so ertöhnt erst mal ein geniales Solo marke Angus Young, nacheinander schalten sich noch Schlagzeug, Bass, Rythmusgitarre und letztendlich auch Gesang ein. Der Song heißt „Tunderstruck“ und schlägt sprichwörtlich ein wie der besungene Donnerschlag. AC/DC schufen hier einen modernen Klassiker, der bei keinem Konzert mehr fehlen darf. Ganz großes Kino.
Weiter geht es mit „Fire your Guns“, einem für AC/DC-Verhältnisse sehr schnellen song, der dort weitermacht, wo „Thunderstruck“ aufgehört hat, ein weiterer Klassiker. Ein cooler Riff, ein starkes Solo, was will man mehr? Wer bei diesem Song nicht zu headbangen beginnt, ist musikalisch gesehen wohl besser mit dem ARD-Abendprogramm bedient.

Die Marschrichtung des Albums dürfte wohl langsam klar sein, auch „Moneytalks“ macht hier keine Ausnahme: Ein gewaltiger Riff und dezent eingesetzte Chöre verhelfen auch dieser Nummer zu einem Spitzenplatz in der AC/DC-Historie. Muss man noch das typische Solo erwähnen?Mit dem Titelsong kommt nun der erste Stilbruch in diesem Album. Das Tempo wurde deutlich zurückgefahren, und statt Partylaune verbreitet der Song eine sehr düstere Atmosphäre. Das Riffing ist sehr AC/DC-untypisch, es erinnert fast schon an alte Heavy Metal-Klassiker. Trotzdem (oder vielleicht genau deswegen) ist „The Razors Edge“ ein weiterer Pluspunkt auf diesem Album.
„Mistress for Christmas“ beginnt mit Glockenläuten und verbreitet von Anfang an eine Weihnachts-atmosphäre (surprise). Der Song entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem weiteren Midtemp-Rocker mit recht witzigem Text.
Bei „Rock your Heart out“ ist der Name dagegen Programm, hier handelt es sich wieder um einen Uptempo-Song, bei dem einfach mitrocken will. Interessant ist auch, das im Gegensatz zu „normalen“ AC/DC-Songs die Gitarren etwas in den Hintergrund rücken und vor allem während der Strophen nur Bass und Schlagzeug zu hören sind.

„Are you ready for a good time?“ Fragt Brian beim nächsten Song. Ein Ketzer, wer hier nicht mit „Hell Yeah!“ antwortet. Der Song verbreitet von Anfang bis Ende Partystimmung. Das kann man auch über den Rest des Album sagen, jeder Song frisst sich schnell in die Gehörgänge und ist auch so schnell nicht mehr herauszubekommen. Alle Songs sind wahre Stimmungsmacher und man kann eigentich von keinem Totalausfall reden. Die Riffs sind alle sehr geil geraten und der in der Regel sehr simple Schlagzeug-Beat passt perfekt in das Gesamtbild. Über die Texte muss man nicht viel sagen. Sozialkritik, Politik, Religion – das alles hat auf einem AC/DC-Album nichts verloren und die Angus-Brüder bleiben sich dieser Devise auch auf „The Razors Edge“ treu. Auch wenn die Texte nicht mehr diese geniale Doppeldeutigkeit aus Bon Scott-Zeiten besitzen, sind sie immernoch typisch AC/DC: Sex Drugs & Rock´n´Roll.

Fazit: Mit „The Razors Edge“ ist den Down Under-Rockern ein gewaltiger Wurf gelungen. Das Album besitzt keinen einzigen Schwachpunkt und kann sich direkt in eine Reihe mit Klassikern wie „Highway to Hell“ und „Back in Black“ stellen. Zugleich ist es auch das, soweit man das bei AC/DC sagen kann, härteste und aggresivste Album, was es wohl auch für jüngere Fans interessant macht. Die Produktion ist über jeden Zweifel erhaben, wie eigentlich auch der Rest des Album. Einziger Schwachpunkt ist, das sich die Songs gerade in der letzten Hälfte des Albums recht ähneln, was dem Album die Höchstwertung deutlich versaut. Nichts desto Trotz bleibt immernoch eines der stärksten Alben dieser Band.

(Johannes aka sorleg)

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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