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Review Abstract Void – Wishdream

  • Label: Flowing Downward
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal, Synthwave

PR-technisch ist dem Einmannprojekt ABSTRACT VOID der große Coup gelungen: Das Projekt eines sich strikt aus der Öffentlichkeit haltenden Musikers beruht nicht nur auf einer originellen wie streitbaren Idee, sondern wurde qualitativ auch noch gut umgesetzt. Die Idee hinter ABSTRACT VOID stellt den schlimmsten Alptraum eines jeden Black-Metal-Puristen dar und erfüllt den Traum eines unkonventionellen Metal-Hörers mit hoher Synthwave-Affinität, denn das Projekt verbindet (Post) Black Metal mit Retrowave (apropos Retrowave, hier geht es zum dreiteiligen Special). Nachdem das Debüt „Into The Blue“ 2017 und der Nachfolger „Back To Reality“ nur ein Jahr später veröffentlicht wurden, mussten sich die Fans von ABSTRACT VOID drei Jahre lang gedulden, um nun in das Drittwerk „Wishdream“ hereinhören zu können.

Die Grundstruktur der sieben Songs bildet ein solider Post-Black-Metal-Track, genauer dessen Zusammenspiel von dominanten, sehr abwechslungsreich gestalteten E-Drums und dem weniger charakteristischen als vielmehr begleitenden Riffing. Darauf werden mehrere Synthwave-Tonspuren gelegt, die dem Song nicht nur die dichte Atmosphäre verleihen, sondern ihm auch zugleich die Leads bescheren. Obwohl dieses simple Baukasten-Prinzip in der Theorie nur ein müdes Gähnen abringt, funktioniert es in der Praxis besser, sprich vielfältiger, als vermutet. Vorrangig ist das dem ausgewogenen, detaillierten Songwriting von ABSTRACT VOID zu verdanken, das neben treibenden Doublebass-Passagen („Forward To The Past“) und atmosphärischen Blackgaze-Momenten („Storms“) auch einen hohen Melodieanteil dank der Retrowave-Leads („Midnight Heart“) beinhaltet.

Obwohl die Grenze zwischen packenden Synth und süßlich-klebrigen 80er-Jahren-Keys grundsätzlich gefährlich schmal ist, bleiben ABSTRACT VOID in den 38 Minuten von „Wishdream“ stets auf der Seite des gut gelungenen Synth-Sounds. Ausschlaggebend hierfür ist dessen hoher Grad an Individualisierung, da die Synths nicht nur unterstützend oder im repetitiven Motiv eingesetzt werden, sondern ausschlaggebend für die Stimmung des Songs sind und ihn maßgebend lenken. Besonders der Moment der Steigerung wird stimmungsvoll umgesetzt und profitiert von den druckvollen Drums. Apropos Drums: Stellt man sich vor, dass ABSTRACT VOID anstatt der E-Drums ein reales Schlagzeugspiel integrieren könnten, würde die Begeisterungskurve noch mehr nach oben gehen, da der Sound wesentlich satter wäre.

Sein Alleinstellungsmerkmal untermauert das Projekt mit „Wishdream“ erneut, im direkten Vergleich zum Vorgänger „Back To Reality“ sogar ein Stück weit homogener. ABSTRACT VOID lässt ab und an neue Ideen aufblitzen, wie beispielsweise das Prog-lastige Gitarrenspiel in „Impermanence“, ohne damit an Atmosphäre einzubüßen. Von diesen kreativen Einschüben kann auf dem kommenden Album gerne mehr vorhanden sein, denn die Gefahr, dass der verträumte Blackwave von ABSTRACT VOID dadurch an Wiedererkennungswert verliert, ist nicht gegeben.

Wertung: 7 / 10

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Ein Kommentar zu “Abstract Void – Wishdream

  1. Das Album ist eine Ecke vielfältiger als der Vorgänger, und von den Prog und Metalcore Einflüssen (er bestätigte mir vor einer Weile bei Facebook, dass er bekennender -core Fan der 2010er Jahre ist und die Rhythmus-Parts auf Wishdream teils daran angelehnt sind) dürfen gerne mehr her. Impermanence ist wirklich Abstact Void in Höchstform. Insgesamt gewohnt spaßiges Album, das schon unzählige Male bei mir rotieren durfte. Es freut mich, dass dieser Künstler hier auftaucht.

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