Review Abstract Spirit – Liquid Dimensions Change

  • Label: Solitude
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Doom Metal

Seit Stunden grüble und grüble ich, wie bespricht man am fairsten eine Funeral Doom Metal CD? Ich glaube behaupten zu können, dass ich mich halbwegs gut in dem Genre auskenne, hab ich doch immerhin Scheiben von einigen Vertretern des Genres wie Ahab, Pantheist, Helllight und sogar eine Single von Hierophant im Regal stehen. Und eins kann ich all diesen CDs bescheinigen: Wenn man sich erst mal reingearbeitet hat und mit dem Genre an sich was anfangen kann, ja dann sind die eigentlich allesamt eine prima Sache. Ich weiß nicht genau woran es liegt, vielleicht weil die Musiker bei diesem Genre nicht gar so viel machen und dementsprechend auch nicht viel falsch machen können (sofern sie halbwegs einen gesteigerten Plan davon haben, was sie überhaupt tun, bzw. ein Instrument richtig herum halten können). Also könnte ich jetzt diese Besprechung kurz fassen und sagen „Wer Funeral Doom Metal mag, der kann halt auch die Scheibe hier kaufen“, aber dann wären nicht nur die Chefetage, Solitude Productions und vielleicht sogar die Band selbst sauer auf mich, ich würde mich auch unwohl dabei fühlen. Also wird in den sauren Apfel gebissen und versucht, etwas mehr über dieses Werk hier zu schreiben.

Das kommt aus Russland, von einer Band namens ABSTRACT SPIRIT. Anno 2006 dachten zwei Mitglieder der russischen Schwarzheimer Twilight Is Mine, dass Funeral Doom doch eigentlich eine ganz feine Sache wäre, schnappten sich fix noch den Sänger und Schlagzeuger der Landsmänner Comatose Vigil und schon war die Bandgründung beschlossens Sache. Der Dreier kam auch schnell bei Solitude Productions unter, die im Augenblick so ziemlich alles zu signen scheinen, was entweder aus Russland kommt, irgend eine Form des Doom Metals spielt oder am Besten gleich beides. Zu einer vollständigen Bandbiographie gehört aber auch ein Debutalbum und das legten die drei Russen im Januar letzten Jahres mit „Liquid Dimensions Change“ auf’s Parkett. Sechs Songs, 61 Minuten Spieldauer, deshalb liebe ich Doom Metal, da ist doch Value for Money drin. Dann prüfen wir doch mal auf Herz und Nieren, ob das Ding was kann…

Was gleich von Anfang an auffällt ist der heftige Keyboardeinsatz, den ABSTRACT SPIRIT auffahren. Gut, ist jetzt nicht unbedingt was außergewöhnliches in dem Genre, aber so wie Stellarghost das Tasteninstrument benutzt, hab ich es bisher noch nicht im Bereich des Funeral Doom Metals erlebt. Manchmal schlicht und ergreifend bombastisch, manchmal etwas verstörend dissonant und meistens… hm, ich weiß gar nicht, wie ich es genau sagen soll. Abgespacet vielleicht, wenn man mir das Wort erlaubt. Ungefähr so, als hätte man das berühmt berüchtigte Thema von „Uhrwerk Orange“ (übrigens grandios gecovert von Marduk, aber das nur am Rande) in den Hintergrund gepackt. Das macht schon mal einen großen Teil der Atmosphäre aus, die ABSTRACT SPIRIT hier zu bieten haben, denn die ist wirklich etwas Besonderes.

Was man vom Rest der Musik leider nun nicht so sehr sagen kann. Wenn man mal das Keyboard abzieht, dann bleibt ein Klangskelett übrig, das mich stellenweise latent an die deutschen Kollegen von Ahab erinnert. À.Ê. klingt zwar etwas heiserer als Kapitän Droste und die Riffs sind nicht ganz so walzend, aber Ähnlichkeiten sind da. Aber andererseits ist es ja auch quasi dasselbe Genre, also wieso reg ich mich auf? So viel Anlass dazu bietet die Musik von ABSTRACT SPIRIT nämlich gar nicht, während den ersten drei Tracks ist hier nämlich alles im grünen Bereich. Vor allem der Anfang von „To Kiss the Emptiness…“ hat es mir extrem angetan, hier übernimmt endlich die Gitarre mal das Ruder und feiert ein sehr starkes Riff ab, das vor allem durch die Unterstützung der tiefen Keyboards und der in den Hintergrund gemischten Glocke noch an Durchschlagskraft gewinnt. Das sind die Augenblicke, die wahrlich und wahrhaftig das Prädikat „Funeral Doom“ verdient haben.

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Und so treten bei „Sarabanda“ schon die ersten Abnutzungserscheinungen auf. Um wirklich längerfristig fesseln zu können fehlen einfach die Ideen, die Musik von ABSTRACT SPIRIT ist freilich gut, aber eben zu gleichförmig. Und deswegen kann es leicht passieren, dass die Band den Hörer so ab der 30-Minuten-Marke verliert und zu Hintergrundgedudel verkommt, was einerseits schade ist, denn ein paar sehr durchdachte Stellen gibt es noch, wie beispielsweise den Cello-Part bei „Apostasy“ (der mich ein wenig an die deutschen Black/Death Metaller von Saruman erinnert), andererseits aber auch nicht so tragisch ist, denn auch als „Ambience“ funktioniert „Liquid Dimensions Change“ ziemlich gut.

Nach den 61 Minuten, die das Debutalbum von ABSTRACT SPIRIT dauert, bleibt bei mir ein Quentchen Ratlosigkeit zurück… Ist die Band jetzt etwas Besonderes oder nicht? Die Atmosphäre, die „Liquid Dimensions Change“ vermittelt ist schon interessant und teilweise ziemlich toll, die Musik an sich aber irgendwie nichts Herausragendes. Die Scheibe macht schon durchaus Spaß, ob man sie aber unbedingt haben muss steht auf einem anderen Blatt. Den etwas wirklich weltbewegendes findet man hier nicht. Letzten Endes bleibt wohl nur zu sagen: „Wer Funeral Doom Metal mag, der kann halt auch die Scheibe hier kaufen.“

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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