Review Aborym – With No Human Intervention

Für den Werdegang des Industrial Black Metal hin zu einem einigermaßen verbreiteten und anerkannten Subgenre in der Metal-Szene sind unter andrem ABORYM als verantwortlich zu bezeichnen. Begonnen hat es mit „Kali Yuga Bizarre“, wo die Verwendung der Industrial-Elemente noch recht zaghaft von statten ging, der vorläufige Höhepunkt der Vermischung aus den beiden Stilrichtungen findet jedoch hier auf „With No Human Intervention“ statt. Das mag Puristen nicht schmecken, aber für die wird es ja immer neues Futter geben in Form der nächsten Old-School-Kombo.
Gleichzeitig kann man das Album auch als das Abgefahrenste in der ABORYM-Diskographie bezeichnen, weswegen es umso mehr passt, dass es über das Label Code666 veröffentlicht wurde, das ja eh ein Sammelbecken für Musik der skurrileren Art ist. Komischerweise ist es aber auch das bislang einzige Album welches über dieses Label vertrieben wurde. Dabei befindet man sich dort doch in so guter Gesellschaft von den Genre-Kollegen von The Axis Of Perdition.
Vorweg muss allerdings angemerkt werden, dass trotz der gleichen Genrebezeichnung bei beiden Bands die Musik im Prinzip grundlegend verschieden ist. Während bei The Axis Of Perdition die Musik eher Beiwerk zu furchterregenden, klaustrophobischen Ambient-Passagen ist, läuft es bei ABORYM andersherum. Hier steht die Musik klar im Vordergrund und wird durch eine Vielzahl an Keyboard-Spielereien, Samples und harschen Beats erweitert.

Nach einem kurzen Intro, in dem eine Kinderstimme scheinbar ein kurzes Gedicht vorträgt, steht direkt das Titelstück an und überrascht durch ein Solo, direkt am Anfang des Songs. Um den Industrial-Klang bestmöglich rüberzubringen dachten sich die Herrschaften wohl, dass das Schlagzeug aus der Konserve am ehesten dafür geeignet wäre und so benutzte man bislang immer einen Drumcomputer. So Unrecht haben sie mit dieser Einstellung sicherlich nicht, da das Grundgerüst sonst doch eher aus dem Standard-Black-Metal-Repertoire besteht, wenn das Keyboard mal grade schweigt. Attilas Stimme, vielen wohl eher bekannt von Mayhem, lässt man auch halbwegs unberührt von Effekten, dazu gesellen sich noch ein paar geisterhafte Hintergrundgesänge an manchen Stellen. Der Black Metal, den man hier geboten bekommt, ist keine Offenbarung, aber grundsolide, die Musik erhält aber wie erwähnt die besondre Note durch allerlei zusätzliche Soundschnipsel oder ab und an auch Tastenabklapperei.
Beim Instrumental „Does Not Compute“ beispielsweise folgt durch das ganze Stück hinweg der Ton, den das Gerät des Kassierers beim Einkaufen zur Preisbestimmung macht, auf das Bootgeräusch eines PCs. Na gut, wahrscheinlich soll das zweite Geräusch etwas andres darstellen, auf jeden Fall befindet man sich in einem Raum mit allerlei elektrischen Gerätschaften. Nach einiger Zeit entwickelt sich das zu einer harten Drum’n’Bass-Nummer, die mich ein wenig an Aphex Twin erinnert, auch wenn in diesem Fall kranke Vocals à la „Come To Daddy“ fehlen.
Generell kann man jedoch sagen, dass das die Elemente sind, die sonst auch in alle Songs eingestreut werden: mechanische, elektronische Geräusche/Signale/Töne, sowie heftige Drum’n’Bass-Attacken. Dazu kommen noch gelegentliche Fingerfertigkeiten des Keyboarders, bei „Digital Coat Masque“ wird dann mal kurzerhand eine Piano-Stelle mit dumpfen Beats untermalt, eine groteske Inszenierung. Übermäßig virtuos sind diese Passagen nicht, aber zur Auflockerung der sonst doch meist recht überschaubaren Songstrukturen reicht es allemal.
Heraus sticht hierbei sicherlich das fast zehnminütige Stück „The Triumph“, in dem man anfangs eine gewisse Epik versprüht, zwischenzeitlich ertönt sogar ein Gitarrensolo, welches mal ausnahmsweise nicht von dröhnender Soundcollage umgeben ist. In schauriger Weise erklingen dann Kinderstimmen, makabres Geklimper und eine tiefe, klare Stimme, während der Metal augenblicklich wegfällt. Später vervollständigt perverses Stöhnen den morbiden Touch des Songs, immer begleitet von pumpenden Techno-Beats, bis das Gedicht aus dem Intro wieder vorgetragen wird und das Stück damit auch endet.
Nachdem der augenscheinliche Mittelpunkt des Albums überwunden ist, geht es wieder gewöhnlicher weiter, großartig erwähnenswert ist höchstens noch, dass es bei „The Alienation of a Blackened Heart“ einen Gastauftritt von Nattefrost am Mikrophon gibt, übermäßig spektakulär fällt dieser jedoch nicht aus.

Obwohl sich das nicht allzu begeistert liest, kann ich „With No Human Intervention“ durchaus einiges abgewinnen. Das große Manko besteht einzig darin, dass die Spielzeit mit 64 Minuten zwar im ersten Moment erfreulich lang erscheint, aber auch den Nebeneffekt hat, dass es irgendwann genug ist und dieser Zeitpunkt kommt bei dem ein oder andren wahrscheinlich noch vor dem Outro. Ein interessantes Werk ist es aber allemal und wenn man ein Faible für das Genre besitzt, dann wird man damit auch zufrieden gestellt. Und immerhin lässt sich hierbei zum vorläufig letzten Mal Attilas Stimme bei ABORYM vernehmen, der sich danach wieder Mayhem widmete. Die Mischung macht es wohl.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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